Ich werde immer wieder nach Tipps gefragt, wohin eine Sonnenaufgangstour gehen könne. Für die Rubrik Bergzeit gibt es deswegen hier einen weiteren Tourentipp.
Wer steht gern mitten in der Nacht auf? Bitte um Meldungen? Spätestens wenn du auf einem Berg stehst und die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen, dann hast du es gern getan. Versprochen!
Für eine weitere Sonnenaufgangstour klingelte nachts um 1.30 Uhr mein Wecker (Anfang Juni). Ich sprang sofort auf und machte mich für die geplante Abfahrt ab München um 2 Uhr fertig. Das war echt hart, nachdem ich endlich eingedöst war, war die Nacht auch schon wieder vorbei. Geschlafen hatte ich gefühlt keine Minute. Mein Zustand zu diesem Zeitpunkt war allerdings hervorragend, ich war hellwach und freute mich auf den bevorstehenden Ausflug. Meine Freundin Lisa stand pünktlich mit ihren drei Hunden bei mir vor der Haustür, abfahrtbereit für ihre erste Sonnenaufgangstour in die Berge.
Ich selbst habe bereits einige Sonnenaufgangstouren erlebt und liebe diese Art von Wanderungen sehr. Wenn die Straßen noch fast leer sind und man nachts vom Wanderparkplatz in die Dunkelheit los startet. Gerade die leeren Straßen sind ein besonders großer Vorteil, denn Staus sind um diese Zeit kaum zu erwarten. Startet man dagegen erst später in die Berge (ab 8 Uhr), sind Staus oft unumgänglich, zumindest ab München.
Unser Ziel war der Wildbarren in den bayrischen Voralpen.
Anfahrt München – Niederaudorf
Die Anfahrt, genauer gesagt oberhalb von Niederaudorf, dem Parkplatz beim Berggasthof Bichlersee benötigt ab München Zentrum etwa75 Minuten. Die Autofahrt führt über die A8 München Richtung Salzburg, beim Autobahnkreuz 101 Dreieck Inntal wechselt man auf die A93 Richtung Innsbruck, Kufstein und fährt die Ausfahrt Oberaudorf raus. Nun hält man sich links Richtung Tatzelwurm / Bayrischzell, fährt weiter durch Agg und nimmt die rechte Abbiegung, sobald das Schild Bichlersee / Wildbarren erscheint. Über eine sehr schmale Strasse erreicht man schließlich den Berggasthof Bichlersee und ein paar Meter danach auch den entsprechenden Parkplatz. Bei unserer Ankunft wurden wir hier von einer wunderbaren Ruhe begrüßt, die lediglich von Kuhglocken unterbrochen wurde.
Die Wanderung zum Sonnenaufgang auf dem Wildbarren 1442 m
Der Wildbarren ist ein nicht so bekannter Berg, zumindest kannte ihn niemand, den ich fragte. Ist für mich immer ein gutes Zeichen. Für Wanderungen in der Nacht ist es wichtig, nicht allzu lange Aufstiege zu wählen. Man muss sonst nur noch früher losfahren. Die Sonne sollte an diesem Tag um 5:18 Uhr aufgehen. Wir hatten somit, nachdem wir das Auto abgestellt hatten und bereit zum Losgehen waren, etwa zwei Stunden für den Aufstieg zum Gipfelkreuz. Ich rechnete einen zeitlichen Puffer von etwa 30 Minuten zusätzlich ein.
Der Weg führte uns entlang der Forststrasse und recht schnell gelangten wir in einen Wald hinein. Die Beschilderung ist sehr gut. Es lief sich locker flockig dahin. Wir hatten Stirnlampen dabei. Im weiteren Verlauf geht der etwas breitere Weg in einen schmaleren Pfad über. Die Beschilderung zum “Wildbarren” begegnete uns immer wieder. Leider verliefen wir uns dennoch kurzzeitig und der Weg führte abwärts, was uns stutzig machte. Nach einigen Minuten kehrten wir um und suchten die richtige Abzweigung. Etwas versteckt ist schließlich ein Wegweiser links zu finden und auch links führt der richtige Weg aufwärts zum Gipfel des Wildbarren. Das ist die einzige Stelle, bei welcher man kurz aufmerksam sein sollte. Hat man die Abzweigung gefunden geht es nur noch nach oben. Der Tag erwachte bereits und man kann in der leichten Dämmerung bereits den Ausblick über das Inntal erleben. Die Ruhe ist toll und man nimmt den Tagesanbruch in einer ganz besonderen Atmosphäre wahr. Über den Bergrücken erreichten wir recht schnell den Wildbarren auf einer Höhe von 1448 m.
Der Gipfel des Wildbarren
Wir waren etwas zu früh dran und widmeten uns erst mal dem Fotografieren. Bei recht zügigem Aufstieg und ohne Umwege, kann man den Wildbarren inneralb einer Stunde und 15 Minuten erreichen. Zurück gingen wir den gleichen Weg und waren unter einer Stunde wieder am Auto. Während unserer Tour trafen wir keine einzige Person an. Es besteht also die Chance hier öfter allein den Sonnenaufgang zu erleben. Sollte ich mit diesem Blogbeitrag nun aber ganz viele Menschen motivieren eine Sonnenaufgangstour auf den Wildbarren zu unternehmen, dann könnte es künftig allerdings nicht mehr so leer sein. Enttäuscht werdet ihr auf keinen Fall sein.
Übrigens diese Wanderung ist auch für Hunde geeignet.
Acht Tipps für Sonnenaufgangstouren in den Bergen
So solltest du nun Lust auf Bergwanderungen zum Sonnenaufgang bekommen haben und weißt nicht genau, worauf du achten musst, dann kommen hier ein paar Tipps, damit du optimal vorbereitet bist:
1. Wetter checken
Das Regenrisiko sollte möglichst gering sein, eine klare Sicht gegeben und auch keine Sturmwarnung ausgerufen sein. Dann kannst du die Wanderung mit bestem Gewissen starten und wirst sicher einen tollen Tagesanbruch erleben.
2. Kurze Aufstiege wählen
Am besten wählst du eher kürzere Aufstiege als zu lange. Wichtig ist die freie Aussicht vom Gipfel aus, um das Erlebnis perfekt zu machen. Lange Aufstiege bedeuten, dass du umso früher aufstehen musst und eventuelle Verspätungen dazu führen, dass du einfach zu spät für den Sonnenaufgang bist. Vorallem in den Sommermonaten geht die Sonne so früh auf, dass man sich um jede Minute weiteren Schlafes freut. Deshalb lieber die Weniger-ist-Mehr Strategie wählen. Ich persönlich empfinde 500-700 HM ideal.
3. Genügend Zeit einplanen
Da kommen wir schon zum wichstigen Punkt überhaupt, denn zu spät will niemand den Gipfel erreichen. Ich empfehle mindestens eine halbe Stunde zusätzlich einzukalkulieren und bei der Anfahrt sehr großzügig zu rechnen.
4. Auf die Ausrüstung kommt es an
Als Ausrüstung empfielt es sich immer eine Stirnlampe oder aber auch alternativ eine Taschenlampe dabei zu haben. Gutes und wasserfestes Schuhwerk ist ebenfalls unumgänglich. Vor allem wegen der Dunkelheit solltest du auf stabile Schuhe achten. Ich gehe mal davon aus, dass du eine Sonnenaufgangstour nur bei bestem vorausgesagten Wetter wagst, somit reicht es eigentlich aus, ggf eine Windjacke mitzunehmen. Regenfeste Sachen hatte ich bisher nie benötigt, aber generell ist das Wetter in den Bergen oft schnell wechselnd, daher lieber zuviel als zu wenig einpacken. Und das Wichtigste überhaupt ist eine Kamera, damit du die wunderbare Morgenstimmung einfangen kannst. Wer ein schwaches Smartphone hat, kann gerne noch an die Powerbank denken, wäre doch schade, wenn man den Sonnenaufgang wegen leerem Akku nicht fotografieren kann. Die Mitnahme eines Erste-Hilfe-Sets ist jederzeit angebracht, wenn man sich in den Bergen aufhält. Wanderstöcke sollten nach Belieben mitgenommen werden, alles was weniger als 1000 Höhenmeter hat, erklimme ich normalerweise ohne Unterstützung.
5. Streckenplanung
Zum Thema welchen Weg du am besten nehmen solltest, empfehle ich immer den Einfachsten zu wählen bzw. Wanderungen zu planen, welche über eine Forststraße zum Gipfelkreuz führen. Im Dunkeln macht es keinen Sinn quer durch einen Wald zu laufen bzw. schwierige Passagen auszusuchen. Das kannst du gern für den Rückweg einplanen, wenn es hell ist und du den Weg besser einschätzen kannst. Außerdem benötigt es ein bisschen Vorabplanung bei der Auswahl eines geeigneten Parkplatzes.
6. Nie allein gehen
Alleine wandern funktioniert, aber gerade bei Dunkelheit wandert es sich in der Gruppe sicherer. Zusammen hat man nicht nur mehr Spaß, sondern auch den Fotograf, den Stützer, den Geschichtenerzähler oder auch den Wegweiser dabei. Spätestens wenn einer den Gipfelschnaps auspackt, schmeckt dieser gemeinsam sehr viel besser.
7. Getränke einpacken und ein Gipfelsnack
Trinken ist wichtig, allerdings müssen auch nicht gleich zwei Liter mitgenommen werden. Am besten trinkst du noch im Auto reichlich und nimmst je nach Bedarf genügend für die Wanderung mit. Wenn du magst solltest du auch an einen kleinen Snack denken.
8. Kaffee
Was ist schöner als bei den ersten Sonnenstrahlen einen Kaffee in der Hand zu halten und die Ruhe des Tagesanbruches zu genießen. Also worauf wartest du, pack ein paar Freunde ein, achte auf die oben genannten Punkte, mache eine Thermoskanne Kaffee und los geht es. Ich verspreche dir, du wirst zum Wiederholungstäter, denn das frühe Aufstehen lohnt sich auf jeden Fall. Übrigens ein Nachmittagsschläfchen kann als Belohnung auch schön sein.
Zusatztipp Sonnenaufgangstouren mit der Seilbahn
Es gibt einige Möglichkeiten etwas auszuschlafen und den Berggipfel mit der Seilbahn zu erreichen. So bietet sich zum Beispiel an, die Zugspitze mit der Tiroler Zugspitzbahn zu erreichen und das Panorama von Deutschlands höchsten Berg zu erleben. Zusätzlich wird ein Frühstücksbuffet angeboten, was die Sache schön umrundet. Allerdings muss man hier schnell sein, da die Sonnenaufgangsfahrten schnell ausgebucht sind.
Weitere Bahnen bieten einen frühen Service vor Sonnenaufgang an, wie zum Beispiel kann man in den Sommermonaten mit der Gamskogelbahn in Zauchensee (Salzburger Land), auf den Walmendingerhorn in Oberstdorf (Kleinwalsertal) immer mittwochs oder auch auf den Dachstein fahren. Am besten die Termine auf den entsprechenden Seiten prüfen. Auch hier gilt, dass viele Termine oft weit im Voraus schon ausgebucht sind.
Aber eines möchte ich vorweg nehmen, den Gipfel werdet ihr leider nicht für euch allein haben, es ist sicher die schönere Alternative, einen Gipfel mit eigenen Füßen zu erklimmen und wenn ihr Glück habt, erlebt ihr einen Sonnenaufgang in völliger Abgeschiedenheit.
Ein schöner Abschluss einer solchen Tour kann die Einkehr zum Frühstück sein. Ich frühstücke unheimlich gern beim Dinzler am Irschenberg, wobei hier am Wochenende eine Reservierung empfohlen wird.
Ich wünsche dir viel Spaß bei der Planung deiner Sonnenaufgangstour, genieße die Wanderung, die Stille ist gerade nachts ganz besonders.
Ich liebe Sonnenaufgänge und natürlich Sonnenuntergänge. Bei uns im Schwarzwald gibt es auch super schöne Fleckchen bei welchen man beides super schön genießen kann. Falls du also mal in der Schwarzwald kommen willst kann ich dir gerne Tipps geben 😀
Hehe Sarah, vor 6 Jahren habe ich ja in der Nähe zum Schwarzwald gelebt, aber nie eine Sonnenaufgangstour gemacht. Sollte ich jetzt mal tun, wenn ich meine Eltern besuche und genug Zeit mitbringe. LG, Cindy
Wandern ist eigentlich gar nicht mein Ding. Und dann sieht man so einen schönen Beitrag und möchte am liebsten gleich los. Vielleicht sollte ich das doch mal machen. In der Natur ist es ja auch einfach so schön.
wow, das sind ja wahnsinnig schöne Eindrücke! solche Sonnenaufgänge in der freien, wilden Natur zu genießen, ist einfach unbezahlbar! ein klasse Ausflugs-Tipp 🙂
Ich muss auch unbedingt mal wieder früher hoch um mir so ein Spektakel anzuschauen. Ich stimme dir auch in allen Punkten überein – ausser dass ich am liebsten alleine wandere! Aber du hast natürlich Recht, ist im Dunkeln tatsächlich nicht so cool… Danke für die Einblicke. 🙂
Hallo Cindy …och nööö; das darf man doch fast gar nicht verraten, was unsereins da macht🤭! Ich mach mit nem Kollegen (und tlw. gesondert geladenen Gast-TN) seit 2 Jahren von April/ Mai-November AUSSCHLIEßLICH derartige sunrise-Aufstiege. Diese Farben, diese Stille & Einsamkeit! Wann haste mal Wendelstein, Wallberg, Kampenwand, Brecherspitze, Hinteres Sonnwendjoch, Rotwand usw. GANZ für dich alleine? Mich sieht zur “Wandersaison der Anderen” dort oben keiner/ treffe dann die ersten im Abstieg…und muss IMMER grinsen. Alle, die ich da bisher mal mitgenommen hab (die hatten halt meine Bilder davon gesehen), waren regelrecht besoffen von diesen Eindrücken.
Hi Jörg ich kann das alles sehr gut verstehen, vor allem dein Grinsen beim Abstieg 😉 Geht mir auch immer so. Auf eine baldige sommerliche Bergsaison. Ganz liebe Grüße, Cindy