Heute ist es soweit. Ich verkünde mein sportliches Ziel für das Jahr 2022. Glaubt mir, vor diesem Vorhaben habe ich einen Riesenrespekt. Kurz und knapp gesagt, ich werde zusammen mit meiner Freundin Iris den Transalpine Run (kurz TAR) laufen.
Falls du mir schon einige Jahre folgst hast du sicher die Up and Downs bei meiner ersten Teilnahme des TAR 2016 als Rookie miterlebt. Es war damals ein Wettkampf, der mich sehr an meine Grenzen geführt hat. Ich wollte das nie wieder erleben. Einige Fehler in der Vorbereitung und auch die noch nicht vorhandene mentale Härte, waren nicht die besten Voraussetzungen, dass es ein Rennen zum Genießen hätte werden können. Wenn ich heute an den TAR 2016 denke, denke ich sofort an meinen Zieleinlauf bei der 6. Etappe. Ich hatte geweint vor Erschöpfung und wollte keinen Meter weiter. Das Gefühl der Aufgabe war damals sehr groß. Komischerweise stand ich am nächsten Tag trotzdem wieder in der Startaufstellung und schlussendlich hatte ich das Rennen, damals mit meinem Laufpartner Geo, auch nach sieben Etappen erfolgreich beendet. Eine Zusammenfassung zum Transalpine Run 2016 findet ihr in der Verlinkung.
Dieses Mal soll es anders werden und ich möchte dir und mir Mut machen, die Komfortzone zu verlassen, um am Ende zu sagen, es war geil. Auch möchte ich mit dem Transalpine Run Frieden schließen, denn diese Veranstaltung wird mit sehr viel Liebe organisiert. Man spricht auch immer wieder von der TAR Familie. Es kommen beim TAR verrückte, ambitionierte, aber auch ganz normale Läufer/innen zusammen, dass möchte ich dieses Jahr einfach etwas genießen und eine Woche mit Gleichgesinnten verbringen.
Wie gesagt, das Erlebte gab mir das Gefühl, die Alpenüberquerung nie wieder angehen zu wollen. Allerdings gibt es eine Person, die mich letztes Jahr gefragt hatte und ich habe komischerweise sofort zugesagt. Auch kann ich mir keine andere Partnerin vorstellen, mit der ich dieses Unterfangen nochmals angehen würde. So und nun sitze ich hier vor meinem PC, posaune diese Nachricht raus und es gibt kein Zurück mehr.
Ich bin einerseits sauer auf meine spontane Zusage, aber andererseits bin ich eine Kämpferin und ich weiß was 2016 alles schiefgelaufen ist. Daher, Transalpine Run, Klappe die Zweite: wird hoffentlich ein Lauf für die Erinnerungen und hoffentlich natürlich auch mit abermals erfolgreichem Zieleinlauf.
Ein paar Informationen zum Etappenlauf – Transalpine Run 2022
Bevor wir mit dem ganzen Training anfangen, erzähle ich euch noch etwas zum Transalpine Run selbst. Es ist der Lauf der Läufe, einmal über die Alpen. Ich glaube jede/r Trailrunner(in) liebäugelt mindestens einmal im Leben an den Start zu gehen. Aber einfach ist die Teilnahme nicht. 2022 erwarten die Teilnehmer 290 Gesamtkilometer und 17.320 Höhenmeter im Aufstieg. Der Start erfolgt in Garmisch-Partenkirchen und das Ziel befindet sich in Vals (Italien). Insgesamt gibt es 8 Etappen (8 Lauftage), die allesamt in meinem Empfinden kein Zuckerschlecken werden. Im Übrigen sagt Plan B, dass es in diesem Jahr die bisher wohl anspruchsvollste Ausgabe bisher geben wird und dabei überschreiten die Teilnehmer die 3.000er Grenze mehrmals.
Beim TAR kann man sich nur im 2er Team anmelden und mit dabei sind maximal 300 Teams. Einzelstarter sind deshalb nicht zugelassen. Wer erst mal TAR-Luft schnuppern will, kann sich beim RUN2 anmelden (ca. 70 km / 4.000 HM) und läuft somit die ersten zwei Etappen mit. Und los geht der Spaß am 03. September 2022.
Wenn ich das jetzt so lese, kommen mir die geforderten Distanzen wieder sehr irre vor. Meinen Respekt hat dieser Etappenlauf auf jeden Fall. Aber eines muss ich euch hier auch sagen, wer nichts wagt, der nicht gewinnt. Jede Herausforderung bringt immer etwas Gutes mit sich. Vielleicht kann ich Jemanden von euch ja auf meiner diesjährigen Reise inspirieren, sich ebenso einer persönlichen Herausforderung, wie auch immer diese aussieht, zu stellen.
Meine TAR Teampartnerin
Ich stelle euch erst mal Iris vor. In Instagram findet ihr sie unter Iris_und_Bertl. Iris und ich haben uns Ende 2015 auch über Instagram kennengelernt. Wir sind beide aus München und persönlich haben wir uns das erste Mal beim Nikolauslauf im Olympiapark gesehen. Verstanden haben wir uns sofort sehr gut und sind seitdem beste Freundinnen und laufen gern zusammen.
2016 haben wir beide, unabhängig voneinander, auch Trailrunning für uns entdeckt. Während ich 2016 den TAR gelaufen bin, hat Iris den TAR 2017 erfolgreich gefinished. Wenn ich Iris frage, wie sie den Transalpine Run erlebt hat, hat sie die Veranstaltung mit Höhen und Tiefen erlebt, aber unterm Strich als Herausforderung mit positiven Gefühlen. Ein Grund für mich das Abenteuer der Alpenüberquerung nochmals mit ihr in Angriff zu nehmen und mit hoffentlich positivem Gefühl abzuschließen. Wir beide werden in der Kategorie Master Women starten, was bedeutet das wir gemeinsam über 80 Jahre alt sind.
Ein Reminder an alle
Wenn wir regelmäßig nur 1% etwas ändern oder unsere Komfortzone verlassen, werden wir in der Dauer gesehen eine riesige Veränderung schaffen. Daran glaube ich sehr und so soll auch unser Training sich gestalten, nicht zu verbissen, aber strategisch und sinnvoll.
Training für den Transalpine Run 2022
Als ich 2016 am ersten Tag an der Startlinie stand, war ich voller Vorfreude, aber auch etwas naiv, denn manchmal nehme ich Herausforderungen an, ohne mir wirklich einen Kopf darüber zu machen. Bereits ab der zweiten Etappe kamen die ersten Zweifel auf. Ab der dritten und längsten Etappe wurde es schwer teilweise die technischen und sehr langsamen Abschnitte mental durchzuhalten. Ich war überfordert. Nach über 12 Stunden kam ich am 3. Tag ins Ziel und realisierte, dass der TAR kein Kinderspiel ist. Mit vielen Höhen und Tiefen kämpfte ich mich zwar ins Ziel, damals in Brixen, aber verlor danach für einige Zeit die Motivation. Das möchte ich dieses Mal unbedingt vermeiden und richte entsprechend mein Training daran aus.
Der Plan ist viel mehr Höhenmeter mitzunehmen. Ganz so leicht gestaltet sich das allerdings nicht, wenn man im Herzen von München lebt. Nichtsdestotrotz nehme ich die Challenge an und werde regelmäßig in den nächsten Wochen vor der Arbeit mehrere Male den Olympiaberg hochlaufen. So sollte ich auch unter der Woche einige Höhenmeter zusammen bekommen. Die Wochenenden werden wir sowieso in den Bergen verbringen. Auch die Belastung an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen wird dieses Mal forciert. Ich glaube, das war auch der größte Fehler 2016, denn nur an den Wochenenden trainieren, ist wirklich zu wenig.
Kurz gesagt, sieht unser Trainingsplan folgendes vor:
– mehr Höhenmeter
– mehrere Tage am Stück Belastung
– Longruns im Gelände
– Teilnahme an Wettkämpfen zur Stärkung der mentalen Härte und Erfahrungswerten
– Optimierung Ernährung im Alltag, aber auch während des Wettkampfes. Hier heißt es testen, testen und testen. Wir beide haben bisher immer zu wenig gegessen und da sehe ich sehr großes Potential.
– Training auf wechselhafter Geländebeschaffenheit
– Tempohärte und mentale Stärke (mehrmals Oplympiaberg hochlaufen)
– Training und Einsatz von Trailstöcken
Unser Ziel beim TAR
– Gesund ankommen
– Genießen und eher Tempo rausnehmen, als immer alles geben und evtl. vorzeitiges Abbrechen riskieren.
– Panorama wahrnehmen, das nehme ich nämlich tatsächlich bei manchen Rennen weniger wahr
– Gemeinsame Zeit verbringen, denn Iris und ich werden 8 Tage lang, täglich 24 Stunden beieinander sein. Ob sie mich so lange erträgt?
– Komfortzone verlassen, Herausforderung annehmen, aber mental und körperlich nicht überlasten
– Optimale Vorbereitung, mal nicht einfach machen, sondern vorbereiten und mit Kopf die ganze Sache angehen.
– Dinge im Voraus planen
Gedanken zum Transalpine Run 2022
Der Transalpine Run wird sicher wieder ein großes Fest werden, dieses Mal möchte ich aber mit von der Partie sein, ich will feiern, ich will netzwerken, ich will auch mal die Sonne im Ziel genießen, ich will nicht schnell schnell von einem Ort zum anderen hechten wie 2016. Ehrlicherweise muss ich aktuell aber auch sagen, an manchen Tagen bin ich voller Vorfreude und an anderen wiederum empfinde ich leicht Panik in mir. Ob es den anderen Teilnehmern auch so geht? Ich hoffe es doch.
Jeden Morgen sehr früh aufstehen, Sachen zusammenpacken, Zähne putzen, schnell was frühstücken und wiederum an den Start gehen, hört sich doch anstrengend an, oder? Wenn ich mir den Durchschnitt der Gesamtstrecke ausrechne, müssen wir täglich 36 km und knapp 2.200 HM überwinden und die Beine werden von Tag zu Tag schwerer. Ich höre heute noch die morgendliche Highway To Hell Hymne, die uns 2016 jeden Tag auf die Strecke schickte, möchte sagen, das wird uns schon motivieren. Ich bin gespannt, wie Iris und ich als Team harmonieren, ich glaube das passt. Das Erlebte wird uns sicher zusammenschweißen.
Ganz wichtig ist, dass wir beide bis September gesund bleiben und hoffentlich auch verletzungsfrei die acht Etappen meistern. Ein bisschen Zweifel habe ich noch im Bezug auf die Zeitlimits, den die hatten es 2016 in sich. Ich denke heute noch oft an den Moment, als wir während der 6. Etappe drei Minuten vorm Zeitlimit die Messstelle an irgendeiner Verpflegungsstelle überquerten. Das Gefühl war nicht schön. Deswegen war das auch einer meiner härtesten Lauftage in meinem bisherigen Leben.
Eines wird der Transalpine Run 2022 aber sicher tun, uns weg vom Alltag bringen. 8 Tage Auszeit in den Bergen und im Moment leben mit tollen Begegnungen rund um die TAR Familie. Darauf freue ich mich besonders. Und am Ende möchte ich sagen: Es war geil und dabei Tränen fließen lassen aus Freude. Let‘s get out of comfortzone, let‘s get the journey started!
Ich würde mich freuen, wenn ihr dabei seid, Iris und mich unterstützt. Daumen drücken ist angesagt. Nachrichten sind sicher auch eine schöne Möglichkeit uns zu supporten. Und noch mehr würde ich mich freuen, wenn ich euch motiviere, die eigenen Grenzen auszutesten und zu erweitern, bei was auch immer!
Noch ein Hinweis, falls du jemanden beim Transalpine Run 2022 begleiten möchtest, dann habe ich einen Blogbeitrag aus Sicht einer Begleitperson geschrieben, unbedingt lesen. Ich habe ein Team 2017 & 2018 als Supporterin begleitet und das war eine ganz besondere Erfahrung, die ich gerne niedergeschrieben habe.