So nun haben alle schon über den Wings For Life World Run berichtet, na dann muss ich es auch noch tun. Dieser Charity-Lauf bewegt die Welt. Die Idee ist so genial, wie einzigartig, alle laufen für die, die es nicht können. Dadurch wird eine Atmosphäre geschaffen, die so anders ist, als bei anderen Läufen. Was der Wings For Life World Run ist brauche ich sicherlich nicht mehr ausschweifend beschreiben, hier geht’s zum Bericht zu meiner letztjährigen Teilnahme. Im Endeffekt läuft man dem Ziel (dem Catcher Car), welches eine halbe Stunde später losfährt, so lange davon, wie möglich. Wenn das Catcher Car vorbeifährt ist das Rennen vorbei. Klingt nicht nur interessant, ist auch interessant.
Für mich war der Lauf dieses Mal etwas ganz Besonderes, ich hatte die Möglichkeit alles aus einer anderen Perspektive zu erleben, nämlich die des Pacemakers.
Eigentlich, ja eigentlich wollte ich dieses Jahr beim Wings for Life World Run nicht laufen, warum? Na ja eine Woche zuvor hieß es 65 km in Innsbruck zu überleben und ich vermutete, eine Woche später werde ich wohl unfähig sein, nur einen Kilometer durchzustehen. Soweit meine Gedanken.
Und dann lese ich von einem Lauffreund über Facebook, dass man Pacemaker für dieses Event suche. Oh das wollte ich ja schon immer mal machen. Und Cindy kann ihre Beine eh nicht still halten. Ich hatte keine Minute gezögert und mich für die 15 km im 6 Min Schnitt per Kilometer gemeldet. Innerhalb von kurzer Zeit kam die Zusage und ich war dabei.
“Hihi” was hatte ich mir da wieder eingebrockt.
Die Wochen davor hatte ich wenig an meine Aufgabe als Pacemaker gedacht, denn der Ultra hatte mich fest im Griff. Die Woche nach dem Ultra und vor dem Wings for Life World Run war dann eine Woche mit schweren Beinen und oh Gott werde ich überhaupt die Pace mithalten können?
Ich nutzte die Zeit, um Lauffreunde zu interviewen, welche Strategie ich nehmen solle, um auch wirklich in der vorgegebenen Zeit, nicht zu früh und auf keinen Fall zu spät die Zielmarke zu erreichen. Es gab da so einiges zu beachten wie z. B. Zeitverluste an Verpflegungsstellen, Läufern kann es unverhofft schlecht gehen oder Staus in engen Passagen. Das Catcher Car nimmt ja leider keine Rücksicht auf Widrigkeiten und jagt uns unaufhaltsam.
Meine TomTom Uhr gab irgendwie immer andere Zeiten raus als die Uhren von Lauffreunden, das machte mich am meisten verrückt, mich evtl auf falsche Angaben verlassen zu müssen. Meine Freundin Iris lieh mir dann ihre GPS Uhr zusätzlich aus und so sollte dreifache Absicherung mich rechtzeitig ins Ziel führen, denn obendrein rechnete ich immer wieder nach jedem Kilometer nach. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kilometerabstände in offiziellen Läufen oftmals um ein paar 100 m abweichen können, das wäre blöd, 200 m vorm Ziel einkassiert zu werden.
Das Kennenlernen meiner Pacemaker Kollegen war spannend und lustig zugleich, so als einziges Mädel unter schnellen Männern. Unsere Fotosession war eine Herausforderung in unseren engen Oberteilen, aber seht selbst, unser hübsches Froschbildchen.
Im Startbereich herrschte richtig tolle und ausgelassene Stimmung. Ich traf noch einige Bekannte und Freunde und versuchte mich nebenbei auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Ja ich war aufgeregt, wollte die Sache ja gut machen.
Der Wings For Life World Run geht los
Mit dem Lied „Eye of the Tiger“ und einer Kuhglocke wurde der Lauf um Punkt 13 Uhr in München freigegeben, im Übrigen, der Wings For Life World Run wurde in insgesamt 33 Ländern gleichzeitig ausgetragen, insgesamt gingen mehr als 133.000 Menschen an den Start. Einmalig.
Der Start war langsam und ich hatte Mühe meine Mitläufer/-innen im Auge zu behalten. Nachdem der erste Kilometer gelaufen war, wurde die Pace schneller, eigentlich viel zu schnell, wir liefen anfänglich 5:30 per Kilometer, aber es lief gut, alle waren an Bord. Aber für manche war es doch zu langsam und sie liefen schneller. Es ist gar nicht so einfach eine gleichmäßige Pace im Rudel zu halten, immer wieder musste ich verlangsamen, im Pulk lässt man sich leider immer wieder leicht mitziehen.
Na ja wer hätte es gedacht, dass einem die Sonne, welche so lange auf sich warten ließ, auch mal zu viel werden würde. Es war ein richtig heißer Tag, die Sonne knallte regelrecht auf uns herab und die Temperaturen waren wir noch gar nicht gewöhnt. Deshalb freuten wir uns auf die erste Getränkestation bei km 5 enorm. Natürlich verlor ich den Überblick, gut dass ich ein „kleines“ Fähnchen an mir trug (haha) und man mich wenigstens immer wieder aus der Menge erspähen konnte. Ich hatte am Start eine Flasche Wasser dabei, welche mittlerweile geleert war und ich neu auffüllte. Schnell wurde diese Wasserflasche das Überlebenselixier der Gruppe, für meinen Geschmack waren es einfach zu wenig Getränkestellen für die Hitze vorhanden. Bis Kilometer 10 liefen wir dann geschmeidig dahin, wir hatten einen Vorsprung von 1 Min 34 Sekunden herausgelaufen. Es waren immer wieder ein paar neue Läufer an meiner Seite, aber auch andere lösten sich, um so weit wie möglich zu kommen.
Doch dann kurz nach Kilometer 11 / 12 ging es hügelig auf staubigen Schotterpisten weiter auf und ab, der Vorsprung schrumpfte. Mein Mund wurde staubtrocken und ich ersehnte mir selbst die 15 km her. Dennoch war ich in einem tollen Läufergruppe unterwegs und wir konnten uns Zeit lassen, nach meiner Uhr konnten wir die letzten Kilometer in einer Pace von 6:40 nehmen, um gut das Ziel zu erreichen. Nun ja den einen oder anderen schreite ich mit ein paar Motivationsworten an und versuchte jeden mitzuziehen, unter den Umständen trotzdem weiter dran zu bleiben, die 15 km sollten doch voll gemacht werden.
Die 14 km Marke hatte ich leider übersehen und war kurz verwirrt, hatte aber aufmerksame Mitläufer dabei, welche mir versicherten, dass wir vorbei waren. Hach und dann waren wir angekommen, alle glücklich bei dieser unerwarteten Hitzewelle doch so weit gekommen zu sein. Nun durfte das Catcher Car kommen und einige Sekunden später wurde es durch lautes Hupen und rufende Fahrradfahrer angekündigt, Partystimmung. Seht hier:
Danach ging es zurück in den Olympiapark inklusive Ehrenrunde und applaudierenden Zuschauern, danke für diesen Einlauf, da freut man sich nochmals.
Der Rest vom Nachmittag war schön, auch die Sonne war jetzt wieder willkommen. Ich traf noch viele Leute und lernte weitere kennen. Alle fieberten mit Florian Neuschwander mit, der 80 km knacken wollte. Es sah leider nach meiner Rückkehr schon nicht mehr so gut aus, mit Magenschmerzen und mehreren Stopps musste Florian richtig hart beißen. Unseren Respekt hat er trotzdem, mit gigantischen 63,5 km gewann er in München, sein Bericht könnt ihr hier nachlesen.
Ein weiterer richtig toller Läufer: Dennis von Runskills, meine Hochachtung, er schaffte grandiose 51,21 km und hat sich schon das Ziel für 2017 gesteckt, auch seinen Bericht könnt ihr hier lesen, absolut zu empfehlen. Ich bin gespannt was er alles noch schafft.
Und das Wichtigste, insgesamt wurden weltweit 6,6 Millionen EUR Spenden erlaufen, was will man mehr, einfach spitze.
Ich freue mich jetzt schon auf den Wings For Life World Run 2017, wer ist dabei?
Fotocredit: Thomas Steiner
Videocredit: Gabriel Schneider