Der härteste Treppenlauf von München
Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen – wir bezwingen uns selbst. Dieses Zitat ist von Sir Edmund Hillary, dem die Erstbesteigung des Mt. Everest 1953 gelang. Ok vielleicht übertreibe ich jetzt ein bisschen, meine ins Leben gerufene Bavaria Treppen Challenge mit diesem Zitat einzuleiten, aber egal wie groß das Ziel ist: Wer die eigene Komfortzone verlässt wird wachsen bzw. erlebt wo die eigenen Grenzen sind.
Soweit die schlaue Einleitung. Wie der Zufall es will befinde ich mich im Oktober letzten Jahres an der Theresienwiese und sitze auf den Stufen unterhalb der Bavaria mit einem Cappuccino in der Hand. Ich war laufen beim Parkrun im Westpark und genieße den restlichen Samstagvormittag. Da durchfährt mich ein Gedanke, wie cool wäre es denn 100-mal die Bavaria Treppen hochzulaufen? Ist das überhaupt machbar? Wie anstrengend ist die Herausforderung und überhaupt wie lange braucht man dafür? Mir gefällt der Gedanke auf Anhieb und die Bavaria Treppen Challenge nimmt ihren Anfang.
Das Motto der Bavaria Treppen Challenge
Das Motto ist klar, die Komfortzone verlassen! Außerdem möglichst viele Teilnehmer animieren, sich auch der Challenge zu stellen. Die Treppe der Bavaria soll beben.
Ich bin ebenso seit letztem Herbst Salomon Road Running Ambassador und deshalb fragte ich meinen Partner Salomon das Event mit dessen Unterstützung zu organisieren. Schnell ist ein Datum gefunden und wir werden uns der Bavaria Treppe am 06. Februar 2022 stellen.
Über mehrere Wochen bereiteten wir uns beim Salomon Lauftreff, der jeden Donnerstag stattfindet, auf die Treppen Challenge vor. Einige der Teilnehmer sogar hin und wieder zusätzlich für sich allein am Wochenende oder abends im Dunkeln. Es war schön mitzubekommen, wenn jemand Treppentraining in seinen Lauf integriert hatte. Strava ist ja ein wunderbares Tool dafür, da entgeht einem kaum etwas. Irgendwie hatten die Vorbereitungen schon etwas von Komfortzone verlassen, wir probierten Neues aus (z. B. eine Münchner Treppen Sightseeing Tour) und jeder war gespannt auf den Tag der Challenge.
Meine Tipps wie du Treppentraining in deinen sportlichen Alltag integrierst und welche Vorteile es bietet, kannst du im Blogbeitrag “Treppentraining – Wie du am besten beginnst” nachlesen. Eines ist sicher Treppentraining ist nicht langweilig und warum habe ich das nicht schon früher für mich entdeckt?
Vorbereitung zur Veranstaltung
Die letzten zwei bis drei Wochen vor dem Event waren in Null Komma nichts vorbei und der Tag X war gekommen. Die vorherigen Nächte waren unruhig und ich hatte vor lauter Aufregung schlecht geschlafen. Immer wieder ging ich die To Do Liste durch. Hatten wir an alles gedacht? Die Liste war lang. Ich hatte sogar Kuchen gebacken und das passiert eher selten. Die Anmeldung für das Event war voll, 25 Teilnehmer sollten es also werden. Einige meiner Lauffreunde, die sich nicht mehr anmelden konnten, kamen zusätzlich noch dazu. Wenn ich richtig gezählt habe, waren wir schlussendlich 34.
Die Veranstaltung begann am 06. Februar um 08:30 Uhr. Wir waren früher da und richteten die Location noch etwas her. Das Wichtigste zu aller erst war die Bavaria Treppe von den Glasscherben zu befreien, die generell hier immer rumliegen.
Zusätzlich hatten wir eine Musikbox, Testschuhe von Salomon und Getränke sowie Essen organisiert.
Regeln zur Bavaria Treppen Challenge
Zahlreiche Läufer der Münchner Community trafen nach und nach ein. Sogar ein bereits bekanntes Gesicht aus Garmisch-Partenkirchen war dabei. Mein Gemütszustand wurde von Minute zu Minute ruhiger. Wir starteten mit einem kleinen Warm-Up und ein paar Meter einlaufen. Ein Warm-Up ist immer wichtig, um den Körper auf die bevorstehende Belastung vorzubereiten. Die Körpertemperatur wird dabei hochgefahren, die Durchblutung angeregt und die Herzfrequenz langsam erhöht. Zudem minimierst du das Verletzungsrisiko und bist leistungsfähiger. Durch die kleine Einstimmung waren wir Ready und ich glaube in diesem Moment auch jeder “heiß” auf die Herausforderung.
Die Regeln waren einfach. Jeder durfte hoch und runter wie er will, ob laufend, springend oder gehend, ganz egal. Zur Vereinfachung hatten wir vereinbart, dass wir alle auf der rechten Seite hoch und auf der linken Seite wieder runter gehen, wir uns gegenseitig supporten und Pausen jederzeit erlaubt waren. Für die Rundenzählung war jeder selbst für sich verantwortlich. Einige zählten brav jede Runde mit, andere hatten einen Klicker oder tauschten Haargummis von einem Arm zum anderen.
Es geht los – Die Herausforderung 100-mal die Bavaria Treppen hoch und wieder runter
Im Detail bedeutet übrigens die 100-malige Besteigung der Bavaria Stufen eine Strecke von ca. 4 km und 600 Höhenmetern. So sagt es zumindest meine Garmin Forerunner voraus. Es gibt 48 Stufen pro Runde und insgesamt 4.800 Stufen zu überwinden.
Wir starteten alle gemeinsam um 08:41 Uhr. Claudia, unsere gute Seele der Laufgruppe, rief den Start aus.
Wir alle liefen Vollgas los, ich vorne voran, das war spektakulär. Die Bavaria Treppe gehörte uns. Die ersten Runden lief ich locker an, ich wollte zwischendurch immer mal wieder springen, um das Ganze etwas zu erschweren und vor allem abwechslungsreich zu gestalten. Die Stimmung war wunderbar. Wir riefen uns Dinge gegenseitig zu, fragten einander, wer bei welcher Runde war und hatten dabei immer ein Lächeln im Gesicht. Was will man mehr, wir alle hatten ein GEMEINSAMES ZIEL. Mehr hatte in diesem Moment auch nicht gezählt.
Open-Window Effekt
Die Sonne ließ sich auch unerwartet blicken. Laut Wetterprognose sollte es Wind und Regen geben. Zu unserem Glück wurde es aber ziemlich warm und ich musste mich sogar einer Bekleidungsschicht entledigen. Am liebsten hätte ich auch die zweite Schicht von insgesamt drei ausgezogen. Allerdings kann das gerade im Winter auch nach hinten losgehen. Eine Erkältung hast du dir bei den niedrigen Temperaturen doch schnell eingefangen. Der Open-Window Effekt ist an solchen Tagen (Kälte mit warmen Sonnenstrahlen) nicht zu unterschätzen. Unter dem “Offenen Fenster Effekt” versteht man den Zeitraum nach der körperlichen Anstrengung in welchen sich ein/e Sportler /in einem erhöhten Risiko ausgesetzt ist und Infektionskrankheiten häufig passieren. Deshalb ist es immer wichtig nach dem Sport nicht unnötig auszukühlen.
Der Streckenverlauf war einfach, verlaufen konnte sich keiner. Die Teilnehmer und ich liefen auf und ab immer wieder. Manchmal war ich mir bei der Rundenanzahl unsicher, immer wieder die Frage hatte ich jetzt so viele Runden oder so viele? Ich musste mich mehr konzentrieren, um nicht durcheinander zu kommen. Irgendwann um die 45. Minute rum, hatte der Erste die hundert Aufstiege geschafft, unser Freund aus Garmisch. Keine 10 Minuten später waren weitere Teilnehmer fertig.
Ich war noch nicht fertig. Da ich zwischendrin immer wieder springend und damit langsamer die Stufen erklommen hatte dauerte es einfach länger. Aber die Zeit war sowieso nebensächlich. Die ersten Frauen kamen auch schnell ins Ziel. Conny und Bianca aus der Laufgruppe waren die ersten. Ihr Geheimnis war das stetige gleichbleibende Tempo und gemeinsam sind sie entschlossen dem Ziel entgegengelaufen.
Die meisten Teilnehmer /innen waren innerhalb einer Stunde fertig. Ich selbst stoppte die Uhr bei 01:16 Std., lief aber weiter, begleitete Freundinnen auf ihren letzten Runden. Einige Teilnehmer kämpften die letzten Runden, aber hey f* aufhören war definitiv keine Alternative. Ich glaube nach anderthalb Stunden waren wir alle im Ziel und konnten zum gemütlichen Teil des Tages übergehen.
Die Herausforderung war geschafft
Zur Belohnung und Schlußverpflegung gab es Kuchen und Glühwein für alle. Ich selbst hatte Muffins gebacken. Nicy und Kathrin brachten auch Selbstgebackenes mit und wir hatten zusätzlich für Wasser und Tee gesorgt.
Allerdings wurde es uns doch allen auch recht schnell kalt. Immerhin war ja auch Winter. Wolken zogen mehr und mehr auf und die vorhergesagte Kaltfront war im Anmarsch. Ich glaube die Sonne hatte sich lediglich für unsere Challenge gezeigt. Nach und nach verabschiedeten wir uns alle voneinander und verließen die Theresienwiese alle mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Nachdem ein paar meiner Freunde und ich die letzten Verunreinigungen beseitigt hatten, ging es auch für uns heim. Schön war es!
Fazit zur Veranstaltung
Ich möchte erwähnen, die Bavaria Treppen Challenge war eine sehr gut organisierte Veranstaltung. Die Verpflegung Top (danke auch an die zusätzlich mitgebrachten Kuchen & Getränke einiger Teilnehmer/innen) und die netten Helfer/innen (Claudia, Christian & Mischa). Für mich war die Herausforderung sehr gut machbar, weniger anstrengend als vermutet, aber man sagt ja im Unbekannten liegt das Großartige. Ich empfand diese Challenge wirklich gelungen. Für den einen oder anderen war es definitiv ein Sprung raus aus der Komfortzone und ich kann sagen, jeder hat es geschafft. Die langsameren Teilnehmer/innen wurden zum Schluss weiter begleitet. Das empfand ich als eine sehr schöne Geste, keiner musste alleine laufen.
Fotocredit: Mischa Duschl