Ich berichte dir heute von meinem ersten südafrikanischen Trailrun Event, dem UTCT. Laufen in Südafrika klingt für mich nach Abenteuer und warum bekomme ich solche Abenteuer immer als Werbung über Social Media eingespielt? Es geht um den UTCT. Von diesem Trailrun Event hatte ich in der Vergangenheit noch nie etwas gehört, bis ich vor ein paar Monaten durch Zufall über einen Popup gestolpert bin. Zu jenem Zeitpunkt war unser Urlaub noch nicht geplant. Wir wollten eine Reise zum Ende des Jahres machen und mit dem UTCT war ich sofort inspiriert und wusste, dass muss es werden. Sowieso ist Südafrika eines der Top Ziele auf meiner Reise-Wunschliste.
Was ist der UTCT?
Der UTCT, voll ausgeschrieben “Ultra Trail Cape Town”, ist ein Event der Extraklasse. Aus diesem Grund möchte ich meine Erfahrungen und Erlebnisse in diesem Blogbeitrag niederschreiben. Im Nachhinein kann ich sagen, der UTCT gehört auf deine Bucket List. Die einzigartigen Trails und die Abwechslung der Streckenabschnitte ziehen dich in den Bann und wenn du gerne auf den Trails dieser Welt unterwegs bist, dann auf nach Kapstadt. Die Veranstaltung bietet den Teilnehmer/innen verschiedene Distanzen: 23 km, 35 km, 55 km, 100 km und für die Königsklasse einen 100 Miler.
Außerdem zieht der UTCT sehr viele Profi-Läufer/-innen an und du kannst ihnen sehr nah kommen. Aber eine Vorwarnung, einfach ist der UTCT nicht.
Die Anmeldung für den UTCT
Wenn du beim UTCT mitlaufen möchtest, solltest du dich frühzeitig, um die Anmeldung kümmern. Die Veranstaltung ist hinten raus recht schnell ausverkauft. Wir hatten uns ca. 6 Wochen vor dem Event registriert und uns für die 55 Kilometer Strecke entschieden. Der Startplatz kostet um die 180 EUR. Der kleine Ultra, also die 55 Kilometer, fand 2022 zum ersten Mal statt. Ein Grund für mich, genau diese Strecke zu laufen. Die Routen-Beschreibung las sich auch interessant: Überquerung von Strandabschnitten, technische Trails, Aufstieg zum Suther Peak, Weinberge in Constantia und schattige Abschnitte über den Alphen Trail sowie durch den Newlands Forest (Wald). Die letzten Kilometer führen am Tafelberg entlang mit einer Wahnsinnsaussicht auf die Stadt, das Meer und den Lion’s Head.
It’s Race Week
Rund um den UTCT werden einige Meet Ups und Läufe in der gesamten Rennwoche angeboten, an denen jeder teilnehmen kann. Dadurch ist eine tolle Stimmung in der Stadt gegeben und es existiert eine eingeschworene Trailrunner Gemeinschaft in Südafrika. Es gibt einige Läufer/-innen, die regelmäßig an Lauftreffs und Veranstaltungen teilnehmen. Die südafrikanische Läufer-Gemeinde ist für Außenstehende relativ gut überschaubar und man findet schnell Anschluss.
Teilnahme bei den Tuesday Trails am Dienstag
Die Tuesday Trails ist eine Laufgruppe, die sich dem Namen nach jeden Dienstag zum Laufen trifft. Ich folge dem Instagram-Account der Tuesday Trails schon zwei Jahre und freute mich, endlich mitlaufen zu können. Die Tuesday Trails und der UTCT kooperieren, da beides von der gleichen Person geführt werden (Stuart McConnachie). Am Dienstag vor dem UTCT war der Lauftreff entsprechend um ein Vielfaches größer. Geschätzt waren mindestens 300 Läufer/-innen vor Ort. Es wird in fünf verschiedenen Tempogruppen gelaufen und auf abwechselnden Routen im Tafelberg Areal. Ein Must-Do, wenn du mal in Südafrika mit der Trailrunner Gemeinde laufen möchtest.
Registrierung im Rugby Club Gardens
Wir holen die Startunterlagen am Mittwoch vor dem Rennen ab. Die einzelnen Läufe finden im Übrigen zu unterschiedlichen Zeiten statt. Als erstes starten die Teilnehmer/-innen des 55 km Ultra am Freitag um 7 Uhr, danach geht es für die 23 km Distanz um 9 Uhr los und die 100 Miler starten Freitagabend. Am Samstag in der Früh gehen die 100 Kilometer Starter/-innen auf die Strecke und den Abschluss macht das 35 km Rennen am Sonntag um 6 Uhr.
Bevor wir die Startnummer in den Händen halten dürfen, wird die Pflichtausrüstung geprüft. Nur wenn diese korrekt vorgeführt wird, bekommt man das Go. Ich habe leider keine wasserfeste Regenjacke dabei, sondern nur eine Windjacke ohne Wasserschutz. Aus diesem Grund werde ich nicht sofort zugelassen. Schnell ist klar, auf die Pflichtausrüstung wird Wert gelegt, was bei der Geländebeschaffenheit auch richtig ist. Ich hole eine andere Jacke aus dem Hotel, die den Vorgaben entspricht, gehe abermals durch den Check-up.
Beim zweiten Anlauf passt alles und ich kann meine Startnummer abholen, es ist die 5181.
Während des Rennens soll es Stichproben geben, um zu garantieren bzw. zu kontrollieren, dass die erforderliche Pflichtausrüstung auch mitgeführt wird. Die Teilnehmer, bei denen etwas fehlt, werden mit Zeitstrafen belegt.
Die Messe auf dem Eventgelände ist recht übersichtlich, aber ganz nett. Wir schlagen bei den UTCT gebrandeten Produkten zu und genießen die Vibes vor Ort noch etwas.
Der Tag vor dem UTCT PT55 Rennen
Den Donnerstag nutzen wir zur Erholung. Wir vertreten uns zwar die Beine, aber im Großen und Ganzen chillen wir. Das ist wichtig, immerhin bin ich wegen meines Bänderrisses, der sechs Wochen her ist, kaum gelaufen. Ich will mich nicht überanstrengen. Der UTCT wird eine Herausforderung und ich befürchte, dass es schmerzhaft werden wird. Komischerweise habe ich kaum Bedenken, es nicht zu schaffen. Das Zeitlimit hört sich für mich auch gehend machbar an. Die Strecke hat eine Cut-off Zeit von insgesamt 14 Stunden, eigentlich großzügig. Nun ja, ich hatte allerdings das technische Terrain des UTCT etwas unterschätzt.
UTCT – Raceday (Freitag)
Wir übernachten in der Nähe von Llandudno, wo der UTCT 55 km Ultra startet. Start und Ziel befinden sich an unterschiedlichen Orten. Durch die Nähe zum Start, der um 7 Uhr erfolgt, beginnt unser Tag recht entspannt. Wir richten unsere Sachen bereits am Vorabend und somit müssen wir uns am Morgen nur noch in unsere Outfits schwingen und uns mit Sonnencreme einreiben. Ich frühstücke noch Porridge in Ruhe. Kurz nach 6 Uhr fahren wir zum Start. Der Sammelplatz bzw. der Startbereich war in einer Grundschule untergebracht und irgendwie war das ganz anders, als wir es gewohnt sind. Es gibt sogar einen Kaffeewagen vor Ort, also ein Cappuccino vorm Start war irgendwie reizvoll. Wir treffen auf ein paar bekannte Gesichter, die wir in den Tagen zuvor bei der Registrierung sowie bei den Tuesday Trails kennengelernt hatten.
Der Start in Llandudno
Der Countdown zum Loslaufen kam recht schnell und ohne viel Tamtam. Wir laufen los. Es waren ca. 470 Läufer/innen dabei, davon 27 Deutsche (u.a. Kimi Schreiber).
Die ersten zwei Kilometer sind recht schnell, wir laufen über Asphalt und erreichen dann die erste Strandüberquerung. Ein Highlight. Die Menge schlängelt sich am Wasser entlang und die Scenery könnte nicht spektakulärer sein. Ich bin sehr glücklich, dieses Abenteuer laufen zu können. Es wird sicher ein Lauf für die Erinnerungen werden, so mein Gedanke. Die noch kühle Luft am Wasser ist schön.
Nach dem Strand geht es über große Steine weiter und der erste lange Anstieg zum Suthers Peak folgt zugleich.
Insgesamt erwarten uns auf der gesamten Strecke etwa 2.600 Höhenmeter, verteilt auf vier Anstiegen, also nicht wirklich wenig. Es ist windig und dadurch überhaupt nicht heiß. Das Wetter ist generell im November in Südafrika kühler als erwartet. Vom höchsten Punkt führt uns ein sandiger Abstieg Richtung Wasser nach Hout Bay, wo die erste Verpflegungsstelle bei km 16 uns erwartet. Mit Sand in den Schuhen, den ich bei der VP ausschütten wollte, mussten wir allerdings ca. 300 Meter vor der VP durch hüfthohes Wasser durchlaufen. Kein Scherz, wir mussten da durch. An Schuhe auszuziehen war danach nicht mehr zu denken, ich dachte nur, hoffentlich laufe ich mir keine Blasen.
Verpflegungsstationen beim UTCT
Die Verpflegungsstationen beim UTCT sind hervorragend ausgestattet, von diversen Getränken, über Kuchen, Schokolade, salzigen Speisen, Obst und Gemüse gab es genügend Auswahl. Auch an Eiswürfel zum Kühlen wurde gedacht und die notwendige Sonnencreme konnte man auch bekommen. Die Helfer rund um das Event waren die Besten, die ich je erlebt hatte. Das gab zusätzliche Motivation. Nach Hout Bay ging es wieder rauf auf den nächsten Berg. Dieser Teil der Strecke erwies sich als gar nicht so einfach, weil die Sonne ziemlich draufknallte. Der Weg zog sich immens. Ich setze mir Kopfhörer auf und höre ein Hörbuch, das half mir, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Ich fühlte mich aber gut, nahm zwischendurch ein Gel zu mir und aß Riegel. Mein Fuß hielt bestens und das gab weiteren Antrieb.
Das Rennen ist hier zur Hälfte geschafft
Weiter geht es Richtung Constantia Clen, ein Vorort von Kapstadt und bekannt für seine Weingüter. Die Weinplantagen erstrecken sich über die abfallenden Hänge des Tafelbergmassivs. Eigentlich zu schön, um hier vorbeizulaufen. Wir laufen direkt an den Weinreben vorbei. Es ist wirklich schön. Außerdem passieren wir einen Golfplatz. Die Golfer müssen für uns das Spiel unterbrechen, was interessant ist. Das Rennen ist hier zur Hälfte geschafft, aber so langsam stellen sich Schmerzen bei mir ein. Es befinden sich auf kurzer Distanz zwei weitere Verpflegungsstellen. Es war mittlerweile doch heiß.
Von Constantia geht es weiter über Cecilia Forest und Newlands Forest. Das Gelände durch den Newlands Forest führte uns über viele schattige Kilometer und so konnten wir diese relativ entspannt abspulen.
Auf dem Weg zur letzten VP an der Universität verließen wir dann wieder das Waldgebiet. An der Verpflegungsstation angekommen, fülle ich Wasser auf und bekomme von einer Helferin sogar eine kurze Massage an meinen Beinen. Ich nehme meine ganze Kraft zusammen, für die letzten Kilometer. Es zieht sich immens.
Der letzte Abschnitt
Die finalen Kilometer bis ins Ziel, ca. 10 km sind felsiger und vor allem sehr steinig. Überhaupt sind die steinigen Trails in Südafrika sehr häufig zu finden und wir sind diese nicht gewohnt. Das macht den Ultra zu einer größeren Herausforderung und die Schmerzen meines Körpers werden schlimmer.
Direkt nach der Verpflegung kommt ein ziemlich steiler und zäher Aufstieg (Blockhouse Aufstieg) zum King’s Blockhouse. Das Wetter rund um den Tafelberg kann sich häufig rasch ändern, das hatten wir in den Tagen zuvor bereits mehrmals erlebt. Im letzten Aufstieg gesellte sich ein richtig heftiger Wind dazu, der von allen Seiten kam. Ich habe Angst, dass mir mein Cap vom Kopf fliegt und halte es fest. Wer meine Erlebnisse zum Transalpine Run verfolgt hat, weiß ja, dass ich da bereits ein Cap durch einen über mir fliegenden Helikopter verloren hatte. Der Wind war ähnlich stark.
Diese 200 bis 300 Höhenmeter sind brutal. Für die meisten Läufer ist dieser Abschnitt sicher nicht laufbar. Alles in allem setze ich einen Fuß vor den anderen und bleibe einfach in Bewegung. Ich komme irgendwann oben an und freue mich, nur noch 7 oder 8 Kilometer relativ flach am Tafelberg entlang und runter ins Ziel rollen. Aber es ist hart. Meine Beine sind müde und das Geröll und die vielen Steine machen mich fertig. Etwa 5 Kilometer vor dem Ziel passiert es dann leider und ich stürze auf mein rechtes Knie. Gut, ich rapple mich auch wieder auf und weiter geht es mit leicht blutenden Knie.
Die letzten Kilometer vergehen und das Ziel rückt näher. Nach 10:54:22 Stunden erreiche ich mit Tränen in den Augen die Ziellinie. Ich bin glücklich, es geschafft zu haben, nach 6 Wochen Laufpause und wegen dem Bänderriss im rechten Fuß konnte ich es dennoch durchziehen. Leicht war es allerdings nicht.
Fazit zum UTCT
Es war ein langer und anstrengender Tag. Jetzt, mit einigen Wochen Abstand zum Lauf, kann ich nur sagen, es war ein wunderschönes Erlebnis. Die Natur in Südafrika ist Weltklasse und das Gebiet ist super geeignet für Trailrunning. Aber auch wichtig zu wissen ist, dass das Gelände sehr anspruchsvoll ist und nicht vergleichbar mit unseren Trails.
Der UTCT ist eine Reise wert und wenn du Lust hast einen Südafrika Trip mit einem Trailevent zu verbinden, dann wäre der Ultra Trail Cape Town meine Empfehlung. Auch wenn ich für den Trail nicht die besten Voraussetzungen hatte, habe ich weitestgehend die Natur, die Atmosphäre und den Lauf genossen. Das Event ist perfekt organisiert, die Laufstrecke spektakulär und für mich aktuell mit keinem anderen Laufevent vergleichbar. Ich würde den UTCT wieder laufen.