Öfter mal was Neues, gemäß dem Motto, „Wer rastet, der rostet“, stehe ich letzten Samstag Morgen um 6:30 Uhr hundemüde im Bad. Ich hatte eine Verabredung und ich versuchte meine Entschlossenheit zu mobilisieren und wach zu werden. Der Plan war ein Berglauf zu meistern…

Dank Facebook lerne ich immer wieder tolle Menschen kennen, wie Silke, sie fragte mich ca zwei Wochen vorher, ob ich Lust hätte mit ihr, öfter in die Berge zu fahren, um die Gipfel laufend zu stürmen. Ich spontan wie immer, klar bin ich dabei. Ausserdem war ich zu diesem Zeitpunkt, bereits für den Karwendel-Berglauf im Juli und dem Viking Womens Trail im September angemeldet, das hiess Höhenmeter musste ich sowieso noch sammeln, damit die Läufe nicht zur Enttäuschung werden.

Am Morgen fing ich an, mir Gedanken zu machen, welche Ausrüstung man zum Berglaufen überhaupt benötigt. Viele Situationen entstehen ja oft unerwartet und vom Berg kommt man auch nicht so schnell wieder runter. Zur Übersicht breitete ich alles auf dem Boden aus, was mir einfiel, Trailschuhe, Trinkrucksack, Kompressionssocken, Gel, Riegel, Pflaster, eine Jacke (der beste Tipp von Silke! Auch bei vermutlich schönen Wetter), Laufshort & -shirt, Handy und Kamera. Stöcke hatte ich leider keine, musste also ohne gehen.

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Um 8 Uhr ging es dann endlich los und Silke holte mich mit Hund ab, hübscher Gefährte und ich freute mich total auf die bevorstehende Tour.

Meine erste Tour ging an den Tegernsee, genaue Route über die Neureut (Neureuthaus) und Gindelalm zur Baumgartenschneid, ein Rundweg mit ca 13,5 km und ca 900 HM.

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Von Parkplatz aus (Tegernsee Bahnhof) kommt gleich ein ziemlicher Anstieg zum Einstieg, Treppen, die ersten erklimme ich noch recht schnell, der Puls steigt heftig an und langsamer werde ich auch schon. Ja beim ersten Berglauf läuft nicht alles optimal. Aber meine Begleiter ziehen mich voran.

Das Schöne an dieser Streckenführung ist die Abwechslung von hoch nach runter, sodass man immer wieder Entspannungsphasen bekommt, die optimale Strecke für Anfänger. Zu Beginn muss man gleich etwa 400 HM überwinden, bevor es runter geht. Ich bin wie erwartet langsamer als meine beiden Laufgefährden und die Entfernung zwischen uns wird immer wieder größer. Das Wetter ist perfekt, bewölkt und klar und einigermaßen kühl, der Stress fällt ab und die Gedanken drehen sich lediglich darum, wie man den „verdammten Anstieg“ hinter sich bekommt, immer wieder komme ich in die Gehbewegung rein und meine Schritte werden kleiner. Die Muskeln in meinen Waden fühlen sich hart an und ich habe das Gefühl sie sprengen bei jedem nächsten Schritt.

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Silke wartet immer wieder an bestimmten Punkten auf mich, ich habe Zeit Luft zu holen, Bilder zu machen und Energie zu tanken, überall weiden hier Kühe, es ist so wunderschön.

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Dann kommt der erste Abstieg, diesen nehme ich mit Vorsicht, hier würden Wanderstöcken sicherlich sehr gut helfen. Ich fühle mich fitter und kräftiger und so langsam stellt sich auch wieder das Genießen ein. Uns kommen Radfahrer entgegen, welche ich so gar nicht beneide, da Sie ihre Räder den Berg hoch tragen müssen. Ein kurzes Gespräch und weiter geht’s. Hier auf dem Berg begrüßt sich jeder mit „Servus“ oder „Griaß di“, das finde ich wunderbar.

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Bald kommen wir an der nächsten Hütte (Gindelalm) an, wo wir ein paar Minuten rasten, damit der Hund trinken kann, ich kann die Kühe streicheln. Ich bin ein Stadtkind und freue mich über solche Sachen.

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Es geht weiter Richtung Baumgartenschneid, ich erblasse als mir Silke die Richtung anzeigt, nicht wirklich noch so weit? Na ja hilft nix, kurz runter, um danach wieder anzusteigen und den Puls hochzujagen, ich probiere jetzt auch das erste Mal ein Gel, welches mir gut bekommt und mir Kraft gibt.

Der restliche Weg zur Baumgartenschneid ist ein abwechslungsreicher und holpriger Pfad der Spaß macht. Über einen ziemlich steilen Hang gelangen wir zum Gipfel (1444m), bei den letzten Metern wird aus laufen wieder schnelles gehen. Oben angekommen ein fantastischer Blick über das Gebiet rum um den Tegernsee. Ich muss es nochmals wiederholen, es ist so wunderschön.

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Wir rasten und essen unsere mitgebrachte Brotzeit, eine einsame Bank lädt uns zum Hinsetzen ein, aber der Himmel zieht sich zu und es wird windiger, hätte die liebe Silke nix von einer Jacke gesagt (merke: nehmt immer eine Jacke mit, wenn ihr einen Gipfel erklimmt), ich wäre erfroren. Somit essen wir schneller, es werden noch ein paar Selfies gemacht und dann geht’s rechtzeitig, als es zu regnen beginnt, schon wieder abwärts. Keine 5 Minuten und wir sind nass, klar wer schnell läuft, bekommt mehr ab. Nach dem geschlängelten Hang kommen wir durch Wald, trittsicher muss man sein und durch den Regen sind die Steine ziemlich glatt, was unsere Geschwindigkeit ein wenig verlangsamt.

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Aber bald darauf hört es auch wieder auf mit dem Regen und es kommt kein Anstieg mehr, sodass wir relativ schnell wieder Tegernsee erreichen.

Insgesamt haben wir ca 2:45 Stunden für die gesamte Runde benötigt (empfohlene Wanderzeit ca 5:45 td.), ein bisschen enttäuscht, da viele Gehabschnitte noch dabei sind, aber dennoch glücklich über die vielen schönen Eindrücke, freue ich mich schon auf die nächsten kommenden Trails.

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