Gastbeitrag von Armin Siebert (siehe auch unter Inspiration – ein Interview)
Als Vorbereitung auf diesen doch sehr anspruchsvollen Ultralauf bin ich 2015 bereits neun Marathons gelaufen und habe mehrere Bergtouren im Allgäu und Bayerischen Alpen als Training absolviert. Am Wichtigsten war für mich die Bergtour von Oberstdorf über den Sonnenkopf nach Sonthofen, um die schwierigste Etappe des Allgäu Panorama Ultra Trail im Training schon mal abgelaufen zu sein. Das bringt Selbstvertrauen, wenn ab km 50 die Beine langsam müde werden. Dieses Jahr war ich zum 7. Mal beim Allgäu Panorama Marathon insgesamt am Start, allerdings zum ersten Mal beim Ultra Trail.
Ein frühes Aufstehen am Sonntagmorgen lässt sich am Wettkampftag nicht vermeiden, da der Startschuß schon um 06:00 Uhr fällt. Für das Klingeln des Weckers um 3:30 Uhr wird man sofort entschädigt, da man auf den ersten Kilometern in den Sonnenaufgang laufen darf. Das ist einfach ein unbeschreiblich schöner Moment, das gemeinsam mit allen Trail-Läufern des APUT erleben zu dürfen. Nach knappen 2,5 noch flachen Kilometern lauf ich im Team mit Susanne, die heute ihren ersten Ultra angeht, auf dem ersten Abschnitt gute 1100 HM nach oben über den Allgäuer Berghof rauf zum Weiherkopf. Unterhalb des Riedberger Horns geht es dann runter bis ca. km 19 nach Grasgeheren, wo die erste Cut-Off Zeit mit 3:15 geschafft werden muß. An der ersten Verpflegungsstation mit leckeren Speisen wie Kuchen, Obst und gesalzenen Butterbroten werden alle Ultras vom Berg oben kommend richtig toll angefeuert. Die freundlichen Helfer bei allen Verpflegungsstationen bieten jedem Läufer an seinen Trinkbeutel aufzufüllen.
Wir laufen mit guten 25 Minuten Vorsprung auf die Cut-Off-Zeit über Rohrmoos weiter über den Gasthof Hörnlepass (km 35) zur nächsten Vollverpflegungsstation. Bei dem ständigen Bergauf- und Bergabpassagen fühlt es sich wie im Schlaraffenland an, wenn man auf einmal mit so leckeren Speisen überrascht wird. Wir haben mittlerweile die Grenze nach Österreich überschritten, das ist uns auf alle Fälle ein kurzer Halt für ein Foto wert.
Der nächste Abschnitt bringt uns dann nach Riezlern ins Kleinwalsertal. Über Söllereckbahn, Freibergpass laufen wir jetzt zur nächsten Cut-Off-Zone Oberstdorf bei km 49. Wer hier um 14:30 Uhr nicht rechtzeitig ankommt, der hat die Möglichkeit mit einem Bustransfer nach Sonthofen zurückzufahren, muß aber seinen Traum vom Ultra-Finish begraben. Zumindest dürfen sich die Läufer, die dieses Zeitfenster nicht schaffen ein Marathonfinish gutschreiben. Wir treffen gut 1 Stunde vor der Cut-Off-Zeit in Oberstdorf ein und Susanne nutzt die Zeit für eine kurze Massage bei der Vollverpflegungsstation in Oberstdorf. Ein paar Minuten sollte man sich hier auf alle Fälle Zeit nehmen, da der nächste Abschnitt der mit Abstand anspruchsvollste ist. Über die Gaisalpe geht es zu dem steilen Anstieg rauf auf den Sonnenkopf. Wer diese Hürde bei km 60 gemeistert hat, der kann jetzt schon vom Ultrafinish träumen.
Oben am Sonnenkopf werden wir von freundlichen Helfern mit lauten Kuhglockenläuten erwartet. Wir werden mit dem Spruch „Wir müssen euch enttäuschen, das wars heute leider mit Steigungen“ euphorisch empfangen und trotz der Mühen kommt hier absolute Freude auf. Der Anstieg von Oberstdorf bis Sonnenkopf mit mehr als 50 km in den Beinen mit 1000 teilweise steilen Höhenmetern war wirklich hart und wer das schafft, der hat sich das APM-Ultra-Finish aber wirklich mehr als verdient. 2 km nach dem Sonnenkopf wartet dann die letzte Vollverpflegungsstation auf uns. Da die letzten knapp 10 km immer leicht bergab Richtung Sonthofen gehen, halten wir uns dort nicht lange auf und joggen im zügigen Tempo Richtung Ziel. Zielschuß in Oberstdorf ist um 19:00 Uhr. Also muß nach 13 Stunden das Ziel erreicht sein um als Ultra-Finisher gewertet zu werden.
Vor dem Freizeitbad Wonnemar erwarten uns kurz vor dem Ziel unsere Lauffreunde Anja, Ernesto und Florian, die den Marathon gefinished haben. Sie feuern uns auf den letzten Metern noch mal lautstark an. Die Ziellinie überqueren wir mit einem erlösenden Finisherjubelschrei in 11 Stunden und 26 Minuten.
Axel Reusch, der Organisator der Veranstaltung, gratuliert jedem Finisher des Halbmarathons, Marathons und auch des Ultra Trails persönlich für sein Finish im Ziel. So eine nette Geste, kenne ich bei keinem anderen Lauf dieser Kategorie.
Als Belohnung für den langen, harten Ultra-Weg dürfen wir uns vor dem Freizeitbad Wonnemar das legendäre „Steinmännle“ abholen, das sich jeder Läufer des Allgäu Panorama Ultra Trail stolz in die Vitrine stellen darf.
Für mich ist diese Ultra-Strecke ein absoluter Traumlauf in einer Traumlandschaft. Für sämtliche Mühen wird man mit diesem tollen Panorama der Allgäuer Berge entschädigt. Einfach superklasse sind die freiwilligen Helfer an den Getränke- und Verpflegungsstationen. So wie ich mich kenne, werde ich diesen Traumlauf in den nächsten Jahren bestimmt noch mal in Angriff nehmen.
Keep on running 🙂
Armin Siebert