In den letzten Monaten habe ich durch das Laufen viele spannende Läufer kennenlernen dürfen, einer davon Armin Siebert, welcher mich sehr inspiriert. Armin ist einfach eine Bombe, er läuft und läuft, vor allem Marathons und Ultras und sieht dabei immer fit aus, deshalb mein Vorbild in Sachen Long Distance. Er ist Munich Urban Runner (Laufgruppe), Adidas Boost Liebhaber und Administrator der sehr feinen Facebook-Gruppe „42,195 km – Marathon is my dream“ Nachfolgend habe ich ein sehr spannendes Interview mit ihm führen können und als Highlight hat Armin mir einen tollen Laufbericht zu seinem Finish beim Allgäu Panorama Ultra-Trail am 23. August 2015 zukommen lassen, lasst euch inspirieren:
Einige Eckdaten
100 km – Finisher Biel
Allgäu Panorama Ultra Trail Finisher (69 km, 3000 Hm)
27. AK-Platz deutsche Marathonmeisterschaft 2014 München
41 Marathons
57 Halbmarathons
Marathon-PB 3:06 (2015 Bienwaldmarathon Kandel)
HM-PB 1:28 (2015 Forstenrieder Volkslauf)
10 Km-PB 0:39 (2014 Olchinger Neujahrslauf)
1. Wie kamst Du zum Laufen und kannst du dich an deinen ersten Wettkampf erinnern?
Im Herbst 2008 hatte mich ein Arbeitskollege gefragt, ob ich den Regensburg Halbmarathon mitlaufen möchte. Da für mich das Wort „Lauftraining“ absolut fremd war und ich praktisch noch nie weiter als 8 km gelaufen war, wollte ich ihm eigentlich gleich absagen. Aber irgendwie reizte mich dieses verrückte Angebot doch, ich hatte ja den ganzen Winter und das Frühjahr Zeit zum trainieren. Dann sagte ich ihm doch zu, und das war eine meiner besten Entscheidungen im Leben.
So trainierte ich und saugte sämtliche Lauftipps im Internet auf, um dann im Mai dort meinen ersten Halbmarathon in Angriff zu nehmen. Meine weiteste Laufstrecke im Training war vor dem HM ganze 16 km lang. Am Start wusste ich gar nicht so genau, was auf mich zukommt. Mein Arbeitskollege, der mich herausfordern wollte, hatte übrigens gekniffen und sich nicht am Start blicken lassen. So lief ich meinen 1. Laufwettbewerb überhaupt in 1:48 ins Ziel, bekam eine Medaille überreicht und war von hier ab absolut laufinfiziert. Dieser Lauf, die Atmosphäre an der Strecke, dieses positive Gefühl mit anderen Läufern dieses Highlight gemeinsam erleben zu dürfen hatte mich schlichtweg mehr als geflashed.
2. Was war bisher deine „schönste“ Ziellinie?
Nach fünf Halbmarathons war es dann im Oktober 2009 in München so weit, dass ich unbedingt Marathoni sein wollte. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an meinen ersten Marathon zurückdenke. Dieser Moment, wenn man durch den Marathontunnel mit Lasershow in das Olympiastadion einläuft, dort noch eine 3/4 Stadionrunde drehen darf und dann glücklich das erste Marathonfinish genießt, das war für mich der schönste und emotionalste Moment in meinem Sportlerleben.
Die Tage danach habe ich mich unsterblich und wie der glücklichste Mensch auf diesem Planeten gefühlt.Die Glücksgefühle waren noch ausgeprägter als nach meinem 100 km Finish, somit würde ich meinen 1. Marathon als die „schönste Ziellinie“ bezeichnen.
3. Hast du ein bestimmtes Training das du verfolgst ?
Ich trainiere nicht nach einem festen Trainingsplan, da das bei einer 40 Stundenwoche nicht machbar ist. Mein wichtigstes Trainingselement ist der lange Lauf am Sonntag, der immer mindestens 21,1 Km (oder bei Wettkämpfen meist 42,2 km) weit ist. Genauso wichtig ist mir der Regenerationstag am Montag. Dadurch dass der Körper sich an einen langen Lauf in der Woche gewöhnt hat ist es für mich auch körperlich kein Problem im Jahr ca. 10 – 15 Marathons und Ultras zu finishen. Unter der Woche laufe so wie ich Lust und Zeit habe, aber immer im lockeren, gemäßigten Tempo.
Im Training darf auf keinen Fall der Laufspaß fehlen. Ganz besonders viel Spaß macht es mir mit Lauffreunden gemeinsam zu Laufen und zu trainieren, da dann die Zeit und die Kilometer wie im Fluge vergehen.
4. Was bedeutet für dich Marathonläufer zu sein?
Marathonläufer zu sein ist für mich eine Lebenseinstellung, nicht nur ein Zielfinish über 42,195 km. Gesunde Ernährung, genügend Schlaf, gesunde Lebensweise und sportlich aktiv zu sein ist für mich die Grundvoraussetzung. Mit dem Marathonfinish belohne ich mich dann für meine gesunde, aktive Lebensweise. Jedes Marathonfinish ist immer wieder ein unfassbar schönes Erlebnis mit riesigem Gänsehautfaktor.
Für alle die zum ersten Mal einen Marathon finishen wollen, kann ich die folgenden magischen Worte aus eigener Erfahrung nur unterstreichen: „If you cross that finishline, it will change your life forever“.
5. Was würdest Du den Laufanfängern auf den Weg geben?
Das Wichtigste wenn man anfängt, muss definitiv der Laufspaß sein. Mit Freude am Laufen werden auch die Laufzeiten früher oder später automatisch schneller. Sich wegen Laufzeiten verrückt zu machen ist genau der falsche Weg. Laufspaß fühlen und genießen und dabei etwas Gutes für seine Gesundheit zu tun ist viel wichtiger als jede Bestzeit.
Die Laufumfänge sollte man grundsätzlich langsam steigern, um keine Verletzungen zu riskieren. Nach einem langen Lauf sollte man am nächsten Tag immer einen Regenerationstag einlegen. Spazierengehen, Rad und Schwimmen ist erlaubt. Aber auch „Nichtstun“ bringt viel, da der Körper dann das Training am Tag danach besser verarbeiten kann und sich weiterentwickelt. Nicht zu einseitig trainieren. Die Mischung aus langen langsamen, kurzen schnellen Läufen und auch Trails, Bergläufen bringt sehr viel. Wer ambitioniert ist und sich verbessern möchte, dem würde ich empfehlen an vielen Wettkämpfen mit verschiedensten Distanzen teil zu nehmen, denn der Wettkampf ist einfach das beste Training.
Vielen Dank lieber Armin für dieses Interview!