Was ist der GR221?
Cindy ich habe das nächste Abenteuer für dich. Es heisst GR 221. Oh wie schön und keine drei Wochen später befand ich mich auf Mallorca zum Trailrunning. Mallorca war für mich nie ein Wunschreiseziel, viel zu oft denkt man erst mal an den Ballermann Tourismus, was für mich Grund genug war, dort nicht hinzufliegen.
Meine Freundin Helma hingegen erzählte mir vom GR221, interessant war, drei Tage unterwegs zu sein von Hütte zu Hütte. Dabei würden wir maximal einen kleinen Trailrunning-Rucksack mitführen. Minimalismus und maximaler Spaß und das geht so.
Der GR 221 Wanderweg
Der GR221 wird auch Trockenmauerweg genannt und führt durch das Serra de Tramuntana Gebirge. Über ca. 140 km führt der Weg von Port d’Andratx bis nach Pollenca oder auch rückwärts. Die Strecke zurück wäre ein wenig einfacher, da weniger Höhenmeter zu bezwingen sind. Man ist oft auf abgeschiedenen Pfaden unterwegs oder kommt durch kleine malerische Orte, welche zum Verweilen einladen.
Vorbereitung und Packliste
Der schwierigste Teil von allem war definitiv das Packen. Ein Grund als low budget Reisender muss man ja mittlerweile für jedes Gepäckstück beim Fliegen bezahlen, das wollte ich mir für die fünf Tage Aufenthalt auf der Insel einsparen und nur mit Handgepäck reisen. Drei Tage waren wir ja sowieso nur auf den Inhalt des kleinen Laufrucksackes beschränkt und die anderen zwei mussten in einen etwas größeren Rucksack unterkommen. Eines vorweg, so manches hatte ich nicht wirklich bedacht, aber hatte glücklicherweise eine gut organisierte Freundin dabei.
Was braucht man für drei Tage Trailrunning
Man muss bei den täglichen Touren auf dem GR 221 unbedingt 1,5 – 2 Liter Wasser mitführen, denn Wasserstellen sind nicht immer vorhanden. Persönlich hatte ich mich für eine Trinkwasserblase entschieden. Zum Laufen hatte ich lediglich ein Paar Trailrunning-Schuhe dabei. Beim Laufoutfit sollte man unbedingt auf Merino-Ware achten, da man aufgrund des Platzmangels die Sachen mehrmals trägt. Ich hatte somit nur zwei Shirts, ein Longsleeve, eine Windjacke, eine lange und eine kurze Laufhose eingepackt. Dazu kamen drei Paar Socken und Unterwäsche. Weitere Extras waren ein kleines Handtuch, Hygienemittel (Zahnbürste/-paste/Sonnencreme/Duschgel und Shampoo in kleinen Mengen, Pflaster). Und ganz wichtig die Technik u.a. hatte ich GPS Uhr inkl. Brustgurt, Iphone, Kamera, Go Pro, Ladegeräte und Powerbank dabei. Zur Verpflegung hatte ich nur ein paar Riegel eingepackt, mit dem Wissen, dass wir täglich unterwegs Kleinigkeiten einkaufen konnten.
Zur Übernachtung benötigt es zusätzlich einen dünnen Hüttenschlafsack, die beschriebenen Unterkünfte hatten alle weitere Decken zur Verfügung.
Anreise und Abreise ab / bis Palma
Das mallorquine Busnetz ist wunderbar an die Etappenorte angebunden. Wir hatten uns schnell zurechtgefunden, ohne viel Umwege. Eine einfache Fahrt zum Startpunkt ist äußerst günstig und man kauft die Fahrkarte direkt beim Busfahrer. Ab Palma werden alle Orte der GR 221 Route ab dem Busbahnhof Estacio Intermodal angefahren.
Etappen und Unterkünfte
Der erste Teil ab Port D’Andratx ist noch weitestgehend unbeschildert. Da wir nur ein verlängertes Wochenende auf der Insel verbringen konnten, hatten wir nur die letzten vier Etappen ab Deia geplant, welche fast immer sehr gut ausgeschildert waren. Wir hatten einige Male den Weg verlassen, um beispielsweise noch den einen oder anderen Berggipfel mitzunehmen, spätestens da gab es allerdings oft keine Hinweisschilder mehr. Inoffizielle Steinmännchen wiesen uns dann den Weg, aber diese Wegweiser waren oft nicht einfach auszumachen.
Tag 1 – Deia nach Rifugio Tossal Verds
Es erwartete uns die längste Strecke der gesamten drei Tage, da wir gleich zwei Etappen an einem Tag laufen wollten. Ich persönlich empfand das ganz gut, da die Standard-Etappe von Deia nach Port-Soller nur kurz ist und wir diese Strecke in unter zwei Stunden bewältigten. Wir wollten allerdings nicht so früh aufstehen und fuhren mit dem Bus ab Palma erst um 9:30 Uhr los. Bereits im Bus trafen wir auf Wanderer, welche die Stirn runzelten, als wir erwähnten, dass wir bis zum Rifugio Tossal Verds wollten.
In Port de Soller verloren wir leider immens Zeit, da wir nicht gleich wieder auf den GR 221 zurückfanden. Unter normalen Umständen nehmen die meisten Wanderer die Straßenbahn von Port de Soller nach Soller, die Fahrt kostet EUR 6,-. Wir Trailrunner können das natürlich nicht tun und nachdem wir uns eine Landkarte besorgten, fanden wir auch den Weg wieder. Die Strecke bis Soller lief sich gut dahin, allerdings auch in diesem Ort kamen wir leicht vom Weg ab und suchten einige Zeit bis wir die Richtung zum Coll de L‘Ofre wiederfanden. Der folgende Anstieg war treppenartig und führte über Serpentinen durch das enge Tal (Schlucht von Biniaraix).
Die letzten Kilometer
An diesem Tag erlebten wir viele unterschiedliche Vegetationen.
Als wir den Cuber Stausee erblickten, wussten wir das es nicht mehr weit bis zur Übernachtungsstätte, dem Rifugio Tossal Verds, sein würde. Es zweigen zwei Wege zum Rifugio ab, einmal eine etwas längere Route flach am Berg vorbei oder die etwas interessantere, aber auch schwierigere Route über den Pas Coll de sa Coma de ses Ases. Ihr wisst welchen Weg wir gelaufen sind? Landschaftlich blieb es weiterhin wunderschön, auch ein kleiner Abschnitt mit kurzer Kletterpassage war dabei und machte Spaß. Nach insgesamt 7,5 Stunden erreichten wir unser Ziel und standen inmitten von Natur und Bergen, weit und breit keine weitere Zivilisation, lediglich unsere Unterkunft.
Übernachtung im Rifugio Tossal Verds
Die Hütte ist gemütlich und war früher ein Bauernhof. Es gibt einige Zimmer, wir waren in einem 4-Bett Zimmer mit genügend Ablagefläche und auch Steckdosen. Baderäume waren ausreichend und es gab nichts zu bemängeln (bis auf vielleicht ein bisschen kaltes Wasser in der Dusche). Es ist zu empfehlen gleich Halbpension vorab mit zu buchen, denn in der Umgebung gibt es nichts. Die Preise sind mehr als fair (1 Cola EUR 2,5o). Die Portionen sind allerdings nicht allzu groß und die vegetarische Version des Abendessens ist schlicht. Zum Abendessen gibt es immer Hauswein dazu.
Tag 2 – Rifugio Tossal Verds nach Lluc (Rifugio Son Amer)
Wir brachen kurz vor 9 Uhr auf. Die bevorstehende Tour war viel kürzer als die tags zuvor und deshalb entschieden wir u.a. einen Abstecher auf den zweithöchsten Berg der Insel, den Puig des Massanella (1364 m), zu machen.
Vom Refugio aus liefen wir aufwärts und der Weg führte uns durch schattigen Wald. Dieser war bezaubernd schön und wir konnten die Trails gut laufen, da die Anstiege nur leicht waren. Es wurde immer flacher und recht bald liefen wir durch eine Graslandschaft umgeben von massiven Bergen. Das Panorama war beeindruckend. Wir erreichten eine lange Trockenmauer, welche den höchsten Punkt des GR 221, den Coll des Prat kennzeichnet. Genau an diesem Punkt bemerkten wir allerdings auch, dass wir am eigentlichen Ziel, den Abzweig zum Puig de Massanella vorbeigelaufen waren. Es gab mal wieder keine richtige Ausschilderung, wie bereits einige Male zuvor. Sobald man den offiziellen GR 221 Weg verlassen möchte, sollte man entweder aufmerksam sein und sich entsprechend orientieren können oder aber ein GPS Tracking benutzen.
Das hieß für uns zurück zur Abzweigung. Beim zweiten Versuch fanden wir unseren Weg Richtung Gipfel ohne Umwege, Achtung man sollte schwindelfrei sein. Der Aufstieg ist nicht ganz einfach, aber mit gewissen Erfahrungen leicht zu meistern. Es geht über Geröllfelder, daher benötigt es Trittsicherheit. Der Weg ist immer wieder durch Steinmännchen oder rote Punkte markiert. Der Blick wäre fantastisch gewesen, allerdings hatten wir ein paar Wolken, aber dennoch war der Aufstieg lohnend. Runter ging es für uns es den gleichen Weg, aber es gäbe Alternativrouten.
Der Abstieg nach Lluc
Vom Coll des Prat erfolgt der lange Abstieg nach Lluc, zwischendrin auch nochmals ein kurzer Anstieg. Aber im Großen und Ganzen ging es flott abwärts Richtung Rifugio Son Amer. Die letzten Kilometer über einen Pilgerweg empfand ich jedoch endlos. Das Rifugio Son Amer befindet sich in Lluc ein bisschen abseits. Alternativ kann man hier auch im Kloster Lluc übernachten.
Übernachtung im Rifugio Son Amer
Auch diese Wanderhütte war angenehmer als erwartet, sogar mit warmer Dusche. Erneut konnten wir in einem 4-Bett Zimmer übernachten. Die Annehmlichkeiten wie Strom, Ablageflächen und Halbpension sind gegeben. Wer nicht in der Hütte essen möchte (man sagte uns, bei der Gesamtroute – 8 Etappen wird es mit dem Essen etwas eintönig) kann sehr gut in Lluc im Restaurante Ca s’Amitger vor dem Kloster essen. Da kehrten wir zum Nachmittagssnack ein. Uns schmeckte das Abendessen im Refugio sehr gut und deshalb verputzen wir so gut wie alles.
Tag 3 Lluc (Rifugio Son Amer) nach Pollenca (Kloster Santuari del Puig de Maria)
Der letzte Tag war angebrochen und der GR 221 neigte sich dem Ende zu. Unsere letzte Unterkunft das Kloster Puig de Maria liegt auf einem Hügel in Pollenca, wir aber wollten noch weitere 6 Kilometer bis ans Meer nach Port de Pollenca laufen (offizielles Ende des GR 221).
Wir brachen abermals gegen 9 Uhr in Lluc auf. Die ersten Kilometer waren wieder traumhaft, zauberhafte Waldabschnitte und tolle Trails. Auch auf der letzten Etappe wollten wir noch einen Gipfel mitnehmen und es ging (dieses Mal war der Abzweig ausgeschildert, direkt nach der Mauer) auf den Puig Tomir (1103 m) . Der Weg nach oben war serpentinenlastig und wir waren komplett allein unterwegs. Oberhalb der Baumgrenze liefen wir über Geröll und Drahtseile waren zur Hilfe gespannt. Man sollte auch hier ein wenig alpine Erfahrung mitbringen. Bis zum Gipfel ist es eine abwechslungsreiche Tour. Leider war die Aussicht für uns nicht gegeben, es waren abermals Nebel und Wolken aufgezogen. Wir entschieden uns auf der anderen Seite abzusteigen. Wegweiser waren die bekannten Steinmännchen. Es war ein abenteuerlicher Abstieg und ich persönlich war froh als wir unten ankamen.
Es ging direkt auf dem GR 221 weiter, recht bald wurde es jedoch immer mehr Asphalt Richtung Pollenca. Bis Pollenca ist der GR 221 weiterhin reizvoll. Allerdings mündet der GR 221 auf den letzten Kilometer bis zum Meer auf eine vielbefahrene Straße (MA-10). Das hat mir gar nicht gefallen, mein Laufstil wurde immer unrunder und ich merkte die drei Tage nun schon ziemlich in den Beinen. Dieser Abschnitt nahm mir leider etwas die Lust.
Im Ziel, sagt man so oder?
Schlußendlich erreichten wir Port de Pollenca und das Meer. Insgesamt liefen wir in den drei Tagen 90 km mit ca. 3700 Höhenmeter. Die Strecke war gut machbar und wir hatten auch genügend Zeit für Pausen, Aussicht genießen sowie zusätzliche Gipfel besteigen. Alles in allem ein Abenteuer.
Übernachtung Santuari del Puig de Maria
Eine tolle Übernachtungsstätte, sehr ruhig und fern von lauten Touristenorten. Im Kloster gibt es Doppelzimmer mit den gleichen Annehmlichkeiten wie die Nächte zuvor. Das Abendessen ist gut und ausreichend und man kann individuell aus der Karte bestellen. Achtung das Kloster ist auf einem Berg und man muss 300 Höhenmeter überwinden. Man hat aber auch einen tollen Blick über Pollenca bis zum Meer und auch für den Sonnenuntergang. Der Sonnenaufgang war uns leider verwehrt, weil das Kloster abgeschlossen wurde und wir nicht rauskamen. Deshalb konnten wir die Sonne nur vom Zimmer aus aufgehen sehen. Alternativ kann man in Pollenca oder Port de Pollenca unkompliziert Unterkünfte finden.
Ein paar Informationen
Unterkünfte:
Ab Deia können vornehmlich staatliche Refugios als Unterkunft gebucht werden. Allerdings empfand ich den Reservierungsprozess nicht ganz einfach und ich holte mir Hilfe von einer spanisch sprechenden Freundin (ganz wichtig es wird eine Reisepassnummer und nicht die normale Passnummer verlangt). Die Unterkünfte müssen strikt im Voraus gebucht werden und entgegen der Annahme eine Hütte müsse jeden aufnehmen wie in den Alpen, ist das auf Mallorca nicht so. Wer keinen Platz reserviert hat, kann auch nicht übernachten. Die Anmeldung kann über folgenden Link erfolgen. Alle Refugios hatten eine sehr gute Ausstattung, von warmen Wasser bis Steckdose war alles vorhanden. Wir hatten zwei Mal in 4-Bett Zimmer und einmal in einem Doppelzimmer geschlafen, somit war der Schlaf gar nicht so schlecht, wie erwartet. Zusätzlich können die Unterkünfte auch immer mit Halbpension gebucht werden und man muss keine Angst haben zu verhungern.
Tagsüber kommt man immer wieder in kleinen Orten vorbei und hat die Chance Wasser und Verpflegung unterwegs zu kaufen.
Schwierigkeit
Ich empfand die Strecke sehr gut machbar, die Höhenmeter sind nicht allzu steil. Einzig die Wegbeschaffenheit ist teilweise sehr steinig, was man bei den dünneren Sohlen der Trailschuhe schon früh in den Füßen merkt. Mit der Zeit ist das etwas schmerzhaft durch die Dauerbelastung.
Reisezeit
Wir hatten zwar wenig Sonne, aber zum Trailrunning und auch wandern würde ich den Oktober (Herbst) empfehlen. Auch da die Touristenmassen in dieser Zeit nicht vorhanden sind. Die Temperaturen sind ideal. Ähnlich sieht es im Frühjahr aus, um die GR 221 Route zu laufen. Die Natur ist in dieser Zeit nicht so trocken und zeigt sich in einer schönen Vegetation. Der Sommer ist meines Erachtens zu heiß und der Winter zu nass, was die Tour mit minimalen Gepäck sicher teilweise sehr erschwert.
Kosten
Aufgrund unserer sehr kurzen Reiseplanung waren die Kosten für die Flüge leider hoch. Die zusätzlichen Kosten für Unterkunft und Verpflegung (ca. EUR 30,-/Tag p.P.) empfand ich hingegen mehr als im Rahmen. Während unserer Trailrunning Tour benötigten wir nicht allzu viel Geld, da wir die Halbpension dazu buchten. Unterwegs benötigt man nur wenig Taschengeld für Kleinigkeiten.
Mein Fazit
Es waren während unserem Aufenthalt erstaunlich wenige Wanderer bzw. Trailrunner auf dem GR 221 unterwegs. Es ist viel abgeschiedener als man es manchmal von bekannten Touren der Alpen gewohnt ist. Die Serra de Tramuntana ist von der Wegbeschaffenheit sehr steinig, gute Schuhe sind Gold wert.
Künftig soll der GR 221 sogar bis Cap de Formentor weiterführen, ich hoffe sehr das der Weg nicht so sehr an der Straße entlang verläuft wie von Pollenca nach Port de Pollenca. Aber im Großen und Ganzen ist die Tour von Deia bis Pollenca wunderschön und sehr zu empfehlen.
Hat mir Mallorca gefallen?
Mallorca ist eine unerwartet attraktive Insel und hat viel mehr zu bieten als Ballermann. Historische Städtchen, wunderschöne Natur und vor allem leckeres Essen. Ich komme wieder, denn Pauschaltourismus kann auch in Mallorca fernab sein.