Ein Laufbericht zum Madeira Marathon in Funchal

Wo fange ich an? Der Madeira Marathon war ein unglaublich unerwartet guter Einstieg in mein Marathon Jahr. Mit unerwartet meine ich die erreichten Ergebnisse, die mich im Nachhinein doch sehr überraschten. Wie meine Vorbereitung für den Marathon auf Madeira aussah, könnt ihr hier nachlesen.
Aber fangen wir von vorn an. Das Abenteuer beginnt 3 Tage vor dem Start des Marathons mit dem Abflug von München nach Funchal. Die Landung auf der Insel ist schon ein Erlebnis für sich, da die kurze Landebahn direkt neben der steilen Küste am Meer liegt und als eine der anspruchvollsten der Welt gilt. Manchmal startet der ein oder andere Pilot nochmals durch und da kann es schon mal mehrere Versuche geben. Wir haben Glück und es klappt beim ersten Landeanflug. Ich treffe am Donnerstag Nachmittag in Funchal ein. Der erste Tag geht ereignislos vorbei, Zimmer beziehen, essen und früh schlafen. Unsere Unterkunft befindet sich in der Altstadt, sehr zentral zum Hafen und auch dem Marathon Start.

Funchal

Am Freitag geht es auf einen Orientierungslauf durch Funchal. Was soll ich sagen: die Stadt ist hügelig und laufen ist anstrengend. Die Temperaturen im Januar sind schon sehr frühlingshaft, in der Sonne sogar richtig warm. Es ist wunderbar in kurzer Laufkleidung an Palmen und dem Atlantik vorbei zu laufen.
madeira marathon laufen in funchal
Lange Läufe auf Asphalt sind seit ca. zwei Jahren immer wieder eine Herausforderung für mich, was wohl einer der Gründe ist, dass mein letzter Marathon schon mehr als zwei Jahre zurück liegt. Aber auch die persönlichen Grenzen, die ich ein paar Mal beim Transalpinerun erreichte, machten für mich die Läufe jenseits der 20 Kilometer Marke immer wieder schwer. Mit Skepsis mir selbst gegenüber und meiner Entscheidung nach dieser Zeit wieder einen Marathon auf der Straße zu laufen, bin ich nach Madeira geflogen. Fernab von Natur und der entspannten Atmosphäre eines Trail-Events und einer eher dürftigen Trainingsvorbereitung. Die Vorfreude mich dieser Herausforderung zu stellen kam nur langsam auf.
madeira marathon funchal laufen

Abholung der Startunterlagen

Es bleibt bei einem kurzen Lauf von 6 Kilometern und im Anschluß geht es direkt zur Startnummer Abholung. Spätestens hier kommt man mit den Organisatoren in Kontakt. Die Startunterlagen holen wir im Porto Santa Maria Hotel in der Altstadt ab. Es gibt keine große Marathonmesse wie man es von den üblichen Marathonveranstaltungen gewohnt ist. Ein paar Tische füllen den Raum, welche zur Registrierung und Übergabe des Starterbeutel dienen und alle wichtigen Informationen sind an die Fenster geklebt. Alles sehr entspannt und Wartezeiten gibt es keine.
madeira marathon abholung startunterlagen
Es ist die 5. Ausgabe des Funchal Marathon. Eine noch kleine und feine Veranstaltung. Das Event bietet neben dem Hauptrennen, dem Marathon, auch einen Halbmarathon und einen Mini-Marathon von 6 Kilometern. Unter den Teilnehmern sind viele internationale Athleten. Der Kurs ist als flach ausgeschrieben, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das es den einen oder anderen Anstieg doch gibt.
Nach 15 Minuten sind wir fertig mit der Anmeldung und gehen erst mal frühstücken im bekannten Mercado dos Lavradores.

Der Tag vor dem Funchal Marathon

Auch der Samstag verläuft entspannt und wir schauen uns Funchal an, essen, trinken Kaffee, essen Eis und abends gehen wir zur Pasta Party im FX Restaurant & Sportsbar. Auch diese ist sehr klein gehalten und nur die Teilnehmer des Marathons sind dazu eingeladen. Die Pasta ist richtig lecker und es gibt auch ein Getränk dazu.
madeira marathon startnummer

Der Marathon-Tag

Sonntag, der Marathon-Tag. Es ist der 20. Januar 2019. Geschlafen habe ich sehr gut, aber bin schon weit vor dem Wecker wach. Müsste einmal so im Alltag passieren, da ist das Aufstehen immer so eine unglaubliche Hürde. Ich verzichte auf Kaffee. Mein Gefühl ist gar nicht so freudig, eher sehr verhalten und “vorsichtig”. Wir fahren mit dem Bus zum Startbereich. Alles einfach. Um 8:00 Uhr dann der Startschuss des sehr sehr kleinen Starterfeldes. Unter 300 Teilnehmer, viel mehr Männer als Frauen, die Stimmung am Start ist ruhig. Ein portugiesischer Musiker bringt etwas “Coolness” unter die Menge.
madeira marathon start funchal
Ich komme beim Start gut weg, muss mich allerdings erst orientieren. Die Laufstrecke des Funchal Marathon muss man erst mal verstehen. Die vielen Wendepunkte und zwei unterschiedlichen Rundkurse sind auf dem Plan etwas umständlich aufbereitet. In meinem Kopf speicherte ich mir lediglich die Information ab, dass der obere Rundkurs vier Mal und der untere im Hafengebiet drei Mal umkreist werden muss. Die Strecke somit etwas gewöhnungsbedürftig. Erst unterwegs ist es dann tatsächlich gar nicht so schwer mit den Runden und Wendepunkten.

Erster Rundkurs

Die ersten 20 Kilometern waren super entspannt, das Laufen, die Teilnehmer und die Morgenstimmung. Die Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne waren für mich persönlich der schönste Moment des gesamten Laufes. Der Duft des Meeres und das Wissen noch ein paar Tage auf Madeira verbringen zu können, waren gute Gründe diesen Augenblick zu genießen.
madeira marathon sonnenaufgang
Durch das Rundenlaufen ist es einfach zu zählen an welcher Position man läuft. Die erste Frau im Feld ist leicht auszumachen, ich zähle, zwei, drei , vier und so weiter. Merke so sehr schnell das ich unter den ersten 10 Frauen bin. Auf der einen Seite freue ich mich riesig, bin motivierter und der Ehrgeiz steigt, die andere Seite der Medaille, ich powere mich aus. Will mehr, setze mich unter Druck und will angreifen bzw. zumindest das Tempo halten. Ist das gut? Ich glaube schon, ich laufe mit Spaß.
Die Teilnehmer des Halbmarathons starten zwei Stunden später und die Laufstrecke füllt sich. Ich habe Glück, ich laufe dennoch sehr frei und allein. Allerdings verliere ich den Überblick über meine Position, ist auch gut so. Die Kilometer laufen, mittlerweile laufe ich mit Musik, brauche ich auch. Kilometer 29, ich laufe meinen letzten schnellen Kilometer, meine Uhr zeigt eine 5:20 Min/km. Danach führt uns die Strecke runter Richtung Hafen. Die Straßenführung geht etwas abwärts und ich merke jetzt die körperliche Anstrengung. Es fühlt sich alles nicht mehr so locker an.
madeira marathon halbmarathon funchal

Zweiter Rundkurs

Der untere Rundkurs am Hafen hat es in sich. Gefühlt gibt es nur Sonne, zwar sind viele Leute unterwegs, aber keine wirklichen Zuschauer. Die erste der drei Runden läuft noch einigermaßen flüssig. Ich sehe das Ziel, muss aber vorbeilaufen. Das ist hart für den Kopf. Die Strecke gerade hier ist nicht mehr einfach, etwas demotivierend und die Hitze ist für mich eine Herausforderung. Kilometer 37, der Einbruch. Immer wieder Gehpausen, bis hier hin hätte ich endlich meine Sub 4 laufen können. Ich will und kann aber das Tempo nicht mehr halten. Jetzt kann ich nur noch durchziehen. Es geht ein letztes Mal am Ziel vorbei, noch knappe 4 Kilometer. Auch die gehen vorbei. Aber quälend und immer wieder gehe ich kurz. Ich sehe das Zie ein drittes Mal. Nun darf ich auch reinlaufen. Meine Uhr zeigt mehr als vier Stunden an. Ich freue mich sehr, gefinished zu haben. Bin nun aber doch enttäuscht. Die persönliche Bestzeit war so unerwartet zum Greifen nahe. Egal, abgehakt.
Zu diesem Moment weis ich noch nicht, dass ich dritte in meiner Altersklasse geworden bin, hätte aufs Treppchen gekonnt. Das passiert bei der Siegerehrung nicht, entweder höre ich meinen Namen nicht oder die Ergebnisse sind noch nicht da. Ich erfahre von dieser Platzierung erst am nächsten Tag. Die Organisatoren des Funchal Marathon sind allerdings unheimlich nett. Wollen mir meinen Pokal zukommen lassen. Ich hole diesen direkt am nächsten Tag selber ab, mein erster.
madeira marathon pokal altersklasse w40

Im Ziel – der Funchal Marathon ist geschafft

Im Ziel tut es gut zu sitzen. Ich bekomme eine Massage. Der Blick auf meine Medaille und man nimmt mich sofort dran. Auch die Massage tut gut. Die Anspannung verläßt meinen Körper. Ein Glücksgefühl stellt sich ein. Ich habe endlich wieder einen Marathon gefinished. Völlig fertig, ich lächle, ich realisiere und ich genieße, sitze am Wasser mit meiner Medaille. Ja ein wunderbares Gefühl. Und nun finde ich die Wärme der Sonne auch richtig toll, Urlaubsfeeling im Winter, eindeutig schön. War es ein perfekter Lauf? Eindeutig nein! Aber dieser Lauf hat mir gezeigt, dass ich das Marathon laufen mag. Es ist allerdings nicht meine Lieblings-Distanz. Gründe gibt es einige, allen voran, dass ich immer wieder auf den letzten Kilometern einknicke, das Tempo nicht halten kann und so jedes Mal keine Bestzeit erreiche. Etwas enttäuschend. Perfekte Läufe wären aber auch langweilig – vor allem in einer Welt einer Hobbyläuferin. Ich kann an mir arbeiten und weis, dass irgendwann die 4 Stunden fallen. Irgendwann geht dann nicht mehr schneller und noch schneller. Viel wichtiger ist, dass ich noch ganz viele Wettkämpfe gesund laufe, egal ob 6 Minuten am Ende fehlen. Meine Zielzeit beim Funchal Marathon war übrigens 04:06:01 Stunden. Overall 10. Frau.
madeira marathon medaille ziel

Fazit zum Madeira Marathon

Der Funchal Marathon ist eine sehr gut organisierte Veranstaltung mit internationaler Ausrichtung. Allein die guten klimatischen Bedingungen für Januar und die Möglichkeit den Marathon mit einem Urlaub zu kombinieren sind super. Der Kurs ist etwas verwirrend beschrieben und war für mich erst während des Laufes wirklich klar. Wichtig ist zu wissen, wie oft man welchen Rundkurs laufen muss. Das Runden laufen war im Großen und Ganzen nicht so schlimm. Man konnte dadurch gut miterleben an welcher Position man läuft und auch den Blickkontakt zu anderen Läufern halten. Die Strecke ist schnell, bis auf die wenigen Anstiege auf den ersten 30 Kilometern. Der Zieleinlauf ist nichts Besonderes. Etwas demotivierend ist die Tatsache, dass man zwei Mal am Ziel vorbei laufen muss, bevor man tatsächlich auch reinlaufen darf.
Preis-/Leistungsverhältnis des Madeira Marathon ist hervorragend. Für das Startgeld bekommt man einiges geboten. Wer sehr früh die Anmeldung vornimmt, muss gerade mal 30,- EUR bezahlen. Bis 10 Tage vor dem Start, 50,- EUR. Dann wird es allerdings teurer und man muss für den Startplatz 100,- EUR aufbringen. Für das Startgeld bekommt man Funktionsshirt, Medaille, Pasta Party, freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, Vepflegung auf der Strecke sowie eine Massage. Die Buchung über die Marathoneigene Homepage kann ich nicht empfehlen, wir haben über Worldsmarathon gebucht und dies läuft reibungslos. Ich kann den Madeira Marathon wärmestens weiter empfehlen, gerade wer ein paar Tage Resturlaubs günstig abbauen will, ist hier gut aufgehoben. Madeira bietet Sonne und traumhafte Landschaft.

Zum Schluß

Jetzt ist der Marathon auf Madeira schon wieder ein paar Wochen her. Ich habe viele positive Gedanken rund um die Veranstaltung. Es war ein rundum gelungener Wiedereinstieg in die Marathondistanz. Ich hatte übrigens keine Schmerzen nach dem Marathon, meine Beine waren zwar nicht mehr frisch, aber ich hatte auch keine Einschränkungen. Somit konnte ich noch aktive Urlaubstage auf Madeira erleben.
madeira marathon medaille fazit

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