Krakau Marathon - eine Laufreise nach Polen
- Cindy Haase
- 27. Mai 2019
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juli
Willkommen zum Rückblick auf den Krakau Marathon. Es ist passiert, beim fünften Anlauf habe ich erstmals die magische 4-Stunden-Marke über die Marathondistanz geknackt.
Wer in Polen Marathon laufen will, dem empfehle ich Krakau. Warum fährt eigentlich gefühlt niemand nach Polen in den Urlaub? Diese Laufreise vermittelte mir eine wunderbare Perspektive und schöne Laufimpressionen auf Krakau und Polen insgesamt. Eigentlich stand das Land bisher nie auf meiner Reisewunschliste, bietet aber eine lohnende Alternative zu den überlaufenden europäischen Hotspot-Metropolen. Beim Krakau Marathon selbst sind nur sehr wenig deutsche Läufer/-innen gestartet, eigentlich schade. Wie meine Vorbereitung für Krakau war, kannst du auf dem Blog nachlesen.
Krakau entdecken: Anreise, Altstadtflair und erste Eindrücke
Am Samstagmittag fliegen wir mit Lufthansaentspannt von München nach Krakau. Die Anreise verläuft problemlos. Für die Fahrt vom Flughafen ins Stadtzentrum nehmen wir ein Taxi, in nur etwa 30 Minuten sind wir auch da. Die Kosten sind nicht sehr teuer, wir haben rund 12,- EUR (in Zloty) bezahlt. Tipp: Am besten den Preis vorab mit dem Fahrer klären, denn es gibt auch schwarze Schafe unter den Taxifahrern. Wer besonders günstig unterwegs sein will, kann alternativ auch den Bus nehmen.
Das Wetter empfängt uns überraschend kühl und regnerisch, für Ende April hatten wir es eindeutig anders erwartet. Trotzdem freuen wir uns auf ein spannendes Marathon-Wochenende. Unser Appartement (Calliope Appartements) liegt mitten in der Altstadt. Es ist zentral, preiswert und ideal für drei Personen. Die Kommunikation mit den Vermietern läuft unkompliziert und ist herzlich. Schon bei der ersten Erkundung zeigt sich Krakau von seiner besten Seite. Die historische Altstadt ist lebendig, wunderschön und voller Geschichte. Zwischen gotischen und barocken Bauwerken entfaltet sich ein überraschend urbaner Charme, besonders in den Seitenstrassen abseits der Hauptwege.
Überall laden Cafés und Restaurants mit traditionellen polnischen Gerichten, z. B. Piroggi, zum Verweilen ein. Die zweitgrößte Stadt Polens hat mich direkt begeistert. Krakau wirkt modern und dennoch tief verwurzelt in der Geschichte. Besonders eindrucksvoll ist das stündlich wiederholende Turmblasen von der Marienkirche, ein Trompetenspiel, das ich schon frühmorgens vom Apartment aus höre.
Startunterlagen und Marathonmesse: So läuft die Abholung in Krakau
Die Startunterlagen für den Krakau Marathon holen wir im Henryk-Reyman-Stadion ab, praktischerweise nur etwa zwei Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Im Stadion erwartet uns eine kleine, überschaubare Marathonmesse. Hinter den Stadion ist ein Zelt aufgebaut, in dem die Pasta-Party stattfindet, ein nettes Extra, aber kein großes Highlight. Die Messe selbst bietet wenig Spannendes, sodass wir nicht lange bleiben. Stattdessen nutzen wir den restlichen Tag lieber. um Krakau weiter zu erkunden und früh schlafen zu gehen. Schließlich will ich am nächsten Tag beim Krakau Marathon die Sub 4-Stunden-Marke knacken.
Marathontag in Krakau
Es ist Sonntag, Raceday in Krakau. Der Start- und Zielbereich des Krakau Marathons befindet sich direkt am Rynek Glowny, dem weitläufigen Hauptplatz der Stadt. Mit seiner mittelalterlichen Kulisse und dem besonderen Flair ein sehr eindrucksvoller Startbereich. Die Startlinie liegt nur fünf Minuten von unserer Unterkunft entfernt, ein Glücksfall, wie sich später noch herausstellen wird.
Da es regnet und unangenehm kalt ist, machen wir uns erst spät auf den Weg zum Start. Ich entscheide mich für ein langes Laufoutfit mit Windjacke, eine gute Wahl bei den Bedingungen. Auch wenn das Wetter ungemütlich ist, ist es eigentlich für meinen fünften Marathon ideal. Keine Hitze und kühl, perfekt um Tempo zu machen. Die Angst, dass ich wegen Wärme einbrechen könnte, besteht an diesem Tag nicht.
Am Start fühle ich mich erstaunlich ruhig. Dieses Mal kein Druck, keine Nervosität. Ich bin stattdessen voller Vorfreude und es liegt dieses Gefühl in der Luft, "Today is the day". Ohne überheblich klingen zu wollen, aber ich spüre gerade in den Minuten vorm Loslaufen, das ist mein Tag, mein Wetter und es wird mein schnellster Marathon.
Mein schnellster Marathon
Die Bedingungen sind also super. Über 6.000 Läuferinnen und Läufer sind beim Krakau Marathon angemeldet, darunter gerade einmal rund 100 aus Deutschland und ich mittendrin. Ich reihe mich übrigens beim 3:45 Stunden Pacemaker ein. Punkt 9 Uhr fällt der Startschuss und los geht's.
Meine Strategie ist klar: nicht zu schnell starten und auf den letzten Kilometern einfach nicht einbrechen. Klingt einfach oder? Allerdings kann ich aus Erfahrung sagen, ist es aber oft nicht. Wie so häufig lasse ich mich auf den ersten beiden Kilometern vom Läuferstrom mitreißen. Ich bin mit knapp unter 5:00 Min / km unterwegs und es fühlt sich nicht mal schnell an. Ab Kilometer 3 finde ich dann meinen eigenen Rhythmus und pendle mich bei etwa 5:23 bis 5:32 Min / km ein. Ich laufe konstant und bleibe fokussiert.
Das Wetter bleibt grau in grau, was die Sehenswürdigkeiten Krakaus ein wenig in den Hintergrund rückt. Doch das ist irgendwie egal, mein Fokus ist ein anderer. Die Strecke ist flach und schnell. Mehrere Abschnitte führen entlang der Weichsel. Immer wieder gibt es Wendepunkte, an denen man den Läufern auf der Gegenseite wieder begegnet. Das finde ich aber gut, weil es Abwechslung und Bewegung in den Lauf bringt.
Verpflegung beim Krakau Marathon
An den Verpflegungsstellen mangelt es beim Krakau Marathon definitiv nicht. Sie sind zahlreich und sehr gut organisiert. Der Veranstalter hat viele Tische nebeneinander aufgestellt, sodass sich keine Staus bilden und jeder Läufer-/in ungehindert an Getränke und Snacks kommt. Angeboten werden Wasser, Isogetränke, Obst und bei einigen VP's sogar Schokolade und Zucker. Mir fällt auf, dass das Helferteam besonders jung ist und allesamt auch recht freundlich. Sie sind mit Engagement dabei und feuern mit motivierenden Worten an. ich greife unterwegs nur zu Wasser, lasse manche Stationen bewusst aus und verlasse mich vor allem auf meinen Trinkrucksack. Zwei Gels nehme ich bei Kilometer 20 und nochmals bei Kilometer 30, das reicht mir und ich kann so ein gleichmäßiges Tempo halten.
Laufstimmung in Krakau
Die Stimmung entlang der Strecke ist richtig gut. Immer wieder stehen Zuschauer am Rand, klatschen, rufen, feuern an. Eine besonders schöne Begegnung hatte ich mit einem polnischen Mitläufer, der mir im Vorbeilaufen die Hand reicht und mir ein Lächeln schenkte. Das war menschlich schön und sehr motivierend.
Etwas später im Rennen überholt mich der 3:45 Std Pacemaker. Statt mich nervös zu machen, pusht mich das zusätzlich. Ich bleibe aber konzentriert, halte mein Tempo und lasse mich nicht unnötig mitziehen. Ich höre in dieser Phase Musik und genieße den Flow mehrere Kilometer. Ein Einbruch bleibt aus. Erst ab Kilometer 40 wird es zäh, meine Beine schmerzen und der Laufstil wird unrunder. Aber zu diesem Zeitpunkt ist mir klar, die Persönliche Bestzeit ist mir sicher. Für die letzten zwei Kilometer bleiben mir noch rund 20 Minuten, ein cooles Gefühl.
Mit Bestzeit ins Ziel - ein toller Moment
Kurz vor dem Ziel frage ich mich noch: Soll ich kontrolliert ins Ziel rollen oder nochmals alles geben? Ich entscheide mich für Letzteres. Ich ziehe das Tempo an, mobilisiere alles was ich habe und stoppe schließlich mit 3:53:22 Stunden die Uhr. Weit unter der 4-Stunden-Marke und damit mein bisher schnellster Marathon.
Es ist ein Moment, auf den ich lange gehofft habe. Nach vier Jahren und beim fünften Marathon endlich diese Marke zu knacken, das ohne strukturierten Trainingsplan, aber mit ganz viel Willen.
Den Zieleinlauf erlebe ich allein. Und doch ist alles da: Tränen in den Augen, Gänsehaut und Erleichterung. Ich bin glücklich.
Krakau Marathon - ein Lauf, bei dem alles passte
Manche Marathons fühlen sich beosnders an und der Krakau-Marathon war genau so eine Veranstaltung. Für mich hat an diesem Tag einfach vieles gestimmt:
- Das Wetter war perfekt: kalt und regnerisch
- Die Strecke: schnell und gemacht für PB's
- Kein Druck am Start empfunden
- Die Unterkunft: In der Nähe zum Start-/Zielbereich
- Meine Tagesform und mein Kopf waren auf Bestzeit eingestellt
Ich erinnere mich gern an die leicht frierende, aber total lockere Cindy am Start. Bei keinem anderen Marathon war ich so sicher, dass ich mein Ziel erreichen konnte. Mein Gemütszustand an der Startlinie: Ruhig, fokussiert und ich freute mich auf die bevorstehenden 42,195 km. Es war ein richtig schöner Wettkampf, locker, dynamisch und getragen von einem gleichmäßigen Tempo und dem Wissen: Ich kann das.
Beim Krakau Marathon haben 888 Frauen gefinished, in meiner Altersklasse wurde ich 57. und insgesamt 158. Frau.
Fazit: Krakau Marathon
Das "Paris an der Weichsel", mir wurde wirklich nicht zuviel versprochen. Wer den Krakau Marathon auf seine Wunschliste setzt, wird ganz sicher nicht enttäuscht. Es erwartet dich ein günstiges Laufwochenende mit einer schnellen Strecke, historischem Flair, gutem Essen und jeder Menge kulturellen Mehrwert.
Noch taucht Polen als Reiseziel bei Gesprächen über Städtetrips oder Wochenendtrails eher selten auf. Dabei hat beispielsweise Krakau sehr viel zu bieten. Während Städte wie Paris, Barcelona, Stockholm oder Wien häufig genannt werden, fragt man sich: Wer war eigentlich schon mal in Krakau?
Für mich eine rundum positive Überraschung, läuferisch und kulturell. Wer noch etwas mehr Zeit mitbringt, sollte unbedingt einen Abstecher zur Gedenkstätte Auschwitz einplanen. Ein Ort, der bewegt und zum Innehalten einlädt. Krakau ist eine Topadresse für alle, die Kultur, Geschichte und Sport verbinden wollen oder auch für junge Leute, die nach dem Lauf das Nachtleben entdecken möchten. Ich komme auf jeden Fall gern wieder.
Und was kommt jetzt?
Die lang ersehnte Sub-4 ist geschafft. Was hat sich seitdem geändert? Ehrlich gesagt, eigentlich nichts. Ich bin nicht plötzlich schneller, ehrgeiziger oder fokussierter. Im Gegenteil: Ich spüre aktuell keinen Drang, die nächste Marke zu jagen. Das würde bedeuten, dass Trainingseinheiten zur Pflicht werden und der Wettkampf ebenso.
Ich will laufen. Einfach so. Um die Distanz zu bewältigen. Um das Ergebnis zu feiern. Eigentlich will ich noch ganz viele Marathons laufen, es gibt so viele Highlights, die auf mich warten. Aber eines werde ich nicht tun, mich auf Teufel komm raus verbessern zu wollen.
Für die Sub-4 habe ich vier Jahre und fünf Marathons gebraucht. Und ich möchte gar nicht wissen, was mich ein potentielles nächstes Ziel, sagen wir 3:45 Stunden, kosten würde. Wahrscheinlich vor allem eines: Der Spaß am Laufen. Deshalb laufe ich einfach weiter nach Lust und Laune. Bestzeiten kommen oder kommen nicht. Aber das größte Geschenk bleibt: überhaupt laufen zu können, draußen zu sein, unterwegs zu sein und somit die Welt auch laufend zu entdecken.
"Der Moment oder die Story, die uns ewig in Erinnerung bleiben, das ist Marathon. Ich laufe, weil es mir Erlebnisse beschafft und weil ich in Bewegung komme und weil ich dadurch einfach glücklicher bin." Zitat: Cindy
Hast du Fragen zu Krakau? Schreib mir gerne unten in den Kommentaren.
Originalkommentar: 26. März 2023 um 13:36 Uhr
Hi & Gratulation zur Zeit! TOPP! Tja wie bin ich auf deine Seite gelandet? Will unbedingt eine Laufreise machen & mal in einem europäischem Landern einen HM laufen. Also geschaut welche Airline von meinem Heimatflughafen was anfliegt -> u.a. Krakau & zufällig gibts dort auch Laufevents wie praktisch. Jetzt gehts an die Plaung & Deine Blog filft mir da super weiter … Danke das Du das mir uns teilst! & wünch Dir noch viele schöne Events … p.s. Malaga, Porto, Istanbul etc. auch gut um seine Laufsaison in den Herbst/Winter zu verlängern 😉
Originalkommentar: 12. November 2019 um 17:05 Uhr
Cool, sieht man eigentlich noch etwas von der Stadt, durch die man so läuft während eines Marathons?Herzlichen Glückwunsch zu deiner großartigen Leistung.
Liebe Grüße, Katja
Originalkommentar: 4. Juni 2019 um 6:10 Uhr
Dein bisher schnellster Marathon, gratuliere! Da darfst Du sehr stolz sein. Dazu dann noch diese schöne Stadt, die sicherlich auch ohne Marathon eine Reise wert ist.
Alles Liebe
Annette
Originalkommentar: 4. Juni 2019 um 6:10 Uhr
Dein bisher schnellster Marathon, gratuliere! Da darfst Du sehr stolz sein. Dazu dann noch diese schöne Stadt, die sicherlich auch ohne Marathon eine Reise wert ist.
Alles Liebe
Annette
Originalkommentar: 30. Mai 2019 um 6:58 Uhr
Herzlichen Glückwunsch, eine ganz tolle Leistung 👍 Es ist toll wenn man immer solche Erfolge im Leben hat.
Wünsche dir einen schönen Feiertag.
Liebe Grüße,
Melanie