Heute möchte ich über mein aufregendes Frühlingsabenteuer berichten. Eine Reise zu zwei der beliebtesten Marathonveranstaltungen der Welt, dem Boston und London Marathon, die innerhalb einer Woche stattgefunden haben.

Zwei Städte, zwei Marathons, eine Woche: Eine Erfahrung fürs Leben

Für viele Läufer ist das Laufen eines Marathons ein ultimatives Ziel. Die Bewältigung stellt sowohl körperlich als auch geistig eine Anstrengung dar, die eine gewisse Ausdauer, Entschlossenheit und den Glauben an sich selbst, die Strecke zu schaffen, erfordert. Obwohl konkrete Statistiken fehlen, ist häufig zu lesen, dass nur etwa 1% der Weltbevölkerung dazu in der Lage ist, einen Marathon zu bewältigen. Und ich bin einer davon.

ich bin Marathonläuferin

Aber was passiert, wenn man nicht nur einen, sondern gleich zwei der berühmtesten Marathons der Welt in einer Woche laufen will? Genau dieses Ziel hatte ich im Frühjahr 2024 und ich wollte den Boston sowie den London Marathon nicht nur innerhalb einer Woche finishen, sondern auch ambitioniert angehen.

Die Herausforderung war enorm. Nicht nur musste ich mich auf zwei Marathonläufe vorbereiten, sondern auch die logistischen Herausforderungen bedenken, die mit dem Reisen zwischen zwei Kontinenten verbunden waren. Ich war fest entschlossen, es zu versuchen und irgendwie würde es schon gut werden. Getrieben von dem Wunsch, etwas zu erreichen, das meine eigenen Grenzen übertrifft. Auf dem Blog findest du schon einen Beitrag zum Thema: “Boston und London Marathon – mein verrücktes Marathon – Doppelabenteuer” indem ich meine Gedanken zu Vorbereitung, Ernährung sowie meine Ziele und Erwartungen teile.

Boston Marathon: Der älteste Marathon und seine Herausforderungen

Die Woche begann mit dem legendären Boston Marathon, einem Rennen, das für seine anspruchsvolle Strecke und seine reiche Geschichte bekannt ist. Es ist der älteste jährlich stattfindende Marathon der Welt. Im Jahr 2024 fand die 128. Ausgabe statt. Ich flog am Freitagabend (12.04.2024) nach Boston mit einem Direktflieger (Lufthansa München – Boston) und kam durch die Zeitverschiebung auch am gleichen Abend an. Boston hieß mich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang willkommen.

Boston: Der älteste Marathon und seine Herausforderungen

Durch die Einreiseformalitäten am Flughafen kam ich erst relativ spät in meinem Hostel an. Apropos Unterkunft: Ich wollte lowbudget reisen und konnte glücklicherweise ein letztes Bett in einem 8ter Frauenzimmer im HI Boston reservieren (Reservierung erfolgte im September, also sieben Monate vor dem Laufevent).

8ter Frauenzimmer im HI Boston

Die Lage des Hostels ist perfekt – mitten im Herzen von Boston, das Personal freundlich, die Zimmer ausreichend groß mit gemeinschaftlichen Sanitärräumen. Das Frühstück ist basic, aber absolut ausreichend. Zum Zeitraum des Marathons waren fast nur Läufer/-innen in dem Hostel und ich fand schnell Kontakt zu anderen Läufer-/innen.

Unterkunft in Boston, Tipp für lowbudget Reisende, HI Boston

Der Marathon fand am darauffolgenden Montag (dem Patriots‘ Day / dritter Montag im April) – in meinem Fall dem 15. April 2024 statt.

Abholung der Startunterlagen und die Zeit bis zum Marathon

Ich möchte gar nicht so viel zum Thema: Abholung der Startnummer schreiben. Diese hatte ich am Samstag nach meiner Teilnahme beim Boston 5k Lauf und einem kleinen Frühstück unkompliziert im John B. Hynes Veterans Memorial Convention Center erhalten. Meine Startnummer war die 17448.

Abholung der Startnummer im John B. Hynes Veterans Memorial Convention Center

Eines möchte ich auch noch erwähnen, die Wege zwischen Expo, Boston 5 K Race (findet Samstagmorgen statt) und den Bus Sammelplätzen für den Marathon waren allesamt fußläufig und man konnte überall schnell und unkompliziert hinkommen. Voraussetzung: Du hast eine zentrale Unterkunft, wie das HI Boston Hostel.

Ein weiteres Highlight war, dass ich Kathrine Switzer bei einem Community Run am Sonntagmorgen kurz kennenlernen konnte.

Kathrine lief 1967 als erste Frau offiziell den Boston Marathon mit einer Startnummer (261). Damals war diese Distanz für die Frauen verboten und die längste olympische Distanz für Frauen betrug nur 800 Meter. Während des Rennens versuchte der Renndirektor Katherine Switzer gewaltsam von der Strecke zu nehmen, schaffte dies aber nicht. Sie beendete diesen wichtigen Marathon in 04:20 Stunden und veränderte dadurch die Rolle der Frauen im Sport mit.

 

Ich habe Kathrine Switzer bei einem Community Run kennenlernen können

Den verbleibenden Sonntag verbrachten wir entspannt mit einer Sightseeing-Tour im Hop-on/Hop-off-Bus, ohne dabei allzu viele Schritte zu gehen. Ich hatte übrigens das Glück, dass einige Münchner Lauffreunde auch vor Ort waren und ich somit viele Dinge in der Gruppe erledigen und erleben konnte. Am Abend aßen wir gemeinsam in einem italienischen Restaurant Pasta und ich ließ den Tag mit einer frühen Nachtruhe ausklingen.

Der große Tag: Marathon-Erfahrungen in Boston

Der Boston Marathon startet in vier Wellen, aufgrund meiner Qualifikationszeit (03:27 Std) war ich automatisch in der dritten Welle drin. Diese startete um 10:50 Uhr und entsprechend entspannt konnte ich mich morgens fertig machen und zur Bussammelstation laufen. Die Abgabe des Kleiderbeutels in der Boylston Street ist unkompliziert. Zum Startgelände in Hopkinton darf man nur Essen und Dinge, die man bis zum Ziel tragen kann, mitnehmen. Laufwesten/-rucksäcke sind in Boston und vielen anderen großen Laufveranstaltungen der USA generell verboten. Somit hatte ich einen alten Hoodie an, den ich später spendete, ein kleines zweites Frühstück und ein paar Gels plus Handy, dabei.

Boston Marathon mit Busshuttle zum Startgelände in Hopkinton

Der Zugang zu den Bussen (Charles Street zwischen Public Garden und Boston Common) hat etwas gedauert. Die Warteschlangen sind lang, daher unbedingt genügend Zeit einplanen. Die Fahrt nach Hopkinton dauert eine Stunde. Sie liegt etwa 42,2 Kilometer (26,2 Meilen) westlich von Boston, was genau der Länge eines Marathons entspricht. Die Aufregung steigt bereits beim Einsteigen in einen der gelben Schulbusse. Ich treffe noch Kirsten aus Hamburg und wir fahren gemeinsam. Lange Reihen gelber Schulbusse verlassen Boston, und der Start rückt näher. Für mich sind es noch etwa zwei Stunden bis zum Beginn des Boston Marathons.

Von Hopkinton nach Boston

In Hopkinton angekommen , bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Schnell noch zur Toilette, dann gehe ich direkt zum Start. Wichtig zu wissen: Der Fußweg dorthin beträgt nochmals etwa 1 bis 1,5 km. Gerade rechtzeitig erreiche ich meinen Startblock. Noch acht Minuten bis zum Start – dieses Mal auch mit Doppelknoten an meinen Laufschuhen.

Boston Marathon Startblock in Hopkinton

Pünktlich um 10:50 Uhr erfolgt der Startschuss. Es ist bereits sehr warm und der Tag verspricht generell heiß zu werden. Die Strecke des Boston Marathon ist anspruchsvoll und sehr hügelig, was es mir unmöglich machte, meinen Rhythmus zu finden. Zwischendurch musste ich beim Sanitätszelt anhalten, um eine Blase versorgen, und einen weiteren Stopp einlegen, um meine Schuhe erneut zu binden. Das war mental belastend und kostete mich wertvolle Minuten. Trotzdem war die Stimmung entlang der Strecke elektrisierend und äußerst motivierend, was mich anspornte, mein Bestes zu geben. Die Route führt durch verschiedene Städte und Gemeinden, darunter Ashland, Framingham, Natick, Wellesley, Newton und Brookline. Ein berüchtigter Abschnitt der Strecke ist der Heartbreak Hill, ein Anstieg bei Meile 20 etwa.

Die Strecke des Boston Marathon führt durch verschiedene Städte und Gemeinden, darunter Ashland, Framingham, Natick, Wellesley, Newton und Brookline

Am Ende war es jedoch nicht der Hauptgrund, warum ich das Tempo gegen Schluss nicht halten konnte. Es war die Summe der Anstiege und Abstiege, und möglicherweise bin ich auch wieder etwas zu schnell gestartet. Nach 04:04:41 Stunden erreichte ich das Ziel, weit hinter meinen Erwartungen, trotzdem liefen Freudentränen.

Ich möchte dich nicht mit zu vielen Details zum Rennverlauf langweilen. Der 128. Boston Marathon war wild. Mit meiner Zielzeit war ich natürlich nicht zufrieden, aber es war ein großartiges Erlebnis, und ich bin gesund ins Ziel gekommen – das ist, was am Ende zählt.

Boston Finisher: der 128. Boston Marathon war wild

Am nächsten Tag, am Dienstagabend, bin ich zurück nach München geflogen. Mit etwas Verspätung kam ich am Mittwochmittag an und ging direkt für einen halben Tag zur Arbeit.

London Marathon: Flache Straßen und mitreißende Atmosphäre

Nach einem kurzen Moment der Erholung, ich arbeite zwischendurch zweieinhalb Tage, ging es am darauffolgenden Freitagabend direkt weiter nach London. Die Zeit zwischen den beiden Rennen war knapp und ich musste sicherstellen, dass ich ausreichend Ruhe bekam und mich gut ernährte, um für London schnell wieder bereit zu sein. Die erste Nacht schlief ich zehn Stunden durch, komischerweise fühlte ich keinen Jetlag und fühlte mich bei Ankunft in London gut für die nächste Herausforderung.

Auch in London war ich wieder lowbudget unterwegs und teilte mir ein Zimmer mit einer Freundin im YHA London St Pauls Hostel. Es ist eine beliebte Unterkunft im Herzen von London mit guter Anbindung und viele Sehenswürdigkeiten kann man auch zu Fuß erreichen. Das Hostel befindet sich in einem historischen Gebäude, das früher eine Schule war. Die Zimmer sind zweckmäßig mit Etagenbett und die Sanitärräume werden gemeinschaftlich genutzt und sind einigermaßen sauber. Das Frühstück ist zweckdienlich, aber nicht außergewöhnlich gut. Für mich war es ausreichend, denn Haferflocken sind sowieso die beste Verpflegung für Läufer, und davon gab es genug.

Das Frühstück ist YHA London St Pauls Hostel ist zweckdienlich und OK

Ich komme wiederum spät am Freitagabend in meiner Unterkunft an und gehe direkt schlafen. Am nächsten Tag nehme ich an einem kurzen Shake-out Run teil und hole meine Startunterlagen: Der Tag vergeht wie im Flug. Abends treffe ich mich mit meinem Lauffreunden bei wagamama zum Essen und gehe wieder früh schlafen.

Der große Tag: Marathon-Erfahrungen in London

Die Anreise zum Startgelände des London Marathon ist im Vergleich zu Boston etwas komplizierter. Glücklicherweise bin ich in Begleitung einer Freundin, die sich hervorragend in London auskennt. So gelingt alles reibungslos und ich erreiche Blackheath mit viel Pufferzeit. Wir nehmen den Zug nach Blackheath. Das Startgelände in Blackheath befindet sich auf einer weitläufigen Grünfläche im Südosten von London. Dort kann der Wind ungehindert durchziehen, daher ist es kalt, und ich behalte meine dicke Daunenjacke bis zur letzten Minute an.

London Marathon: Das Startgelände in Blackheath befindet sich auf einer weitläufigen Grünfläche

Das Gelände ist in vier verschiedene Startbereiche unterteilt und es gibt mehrere Starttore. Ein wichtiger Hinweis: Die Warteschlange vor den Dixie-Toiletten ist unglaublich lang, daher genügend Zeit einplanen. Es war bereits das zweite Mal, dass ich am Start des London Marathon stand. Im Jahr zuvor hatte ich aus Zeitgründen keine Gelegenheit mehr, zur Toilette zu gehen: Daher keep in mind.

Von Blackheath nach London

Ich starte in Welle 4 und die einzelnen Wellen gehen ohne viel Tamtam nacheinander los. Die ersten 5 Kilometer sind meine schnellsten – ja ich laufe immer wieder zu schnell los. Die Atmosphäre in London ist wieder einmal fantastisch und das Wetter ideal zum Laufen. Bis Kilometer 26 halte ich ein Tempo unter 5 Minuten pro Kilometer und genieße die Stadt. Doch dann werden meine Beine schwerer und ich kann das Tempo nicht beibehalten. Ich werde langsamer und muss kämpfen. Mein Ziel, unter 3:30 Stunden zu bleiben, wird zunehmend unrealistischer.

Von Blackheath nach London, der London Marathon

Daher versuche ich wenigstens, unter der 3:40 Stunden-Marke zu bleiben. Die Strecke in London ist flach und schnell und dadurch weniger anspruchsvoll als in Boston. Trotzdem spüre ich die Anstrengungen der letzten Tage, und mein Wille ist dieses Mal nicht so stark, wie sonst. Auf den letzten zwei Kilometern sehe ich endlich BigBen und den Buckingham Palast – das Ziel ist nicht mehr weit.

London Marathon Finisher

Als ich die Ziellinie überquerte, zeigt die Uhr 3:40:49 Stunden – knapp doch noch verpasst. Trotz allem bin ich stolz und froh, wiederum gesund ins Ziel gekommen zu sein. Die mitreißende Stimmung in London hat mich bis zum Ende getragen. Die Herausforderung war enorm and I simply did it. Am Abend geht es für mich wieder nach Hause, auch dieses Mal mit einem verspäteten Flug. Kurz nach Mitternacht treffe ich sehr glücklich in München ein und werde von meinen Jungs bereits an der Tür erwartet.

Fazit: Eine Woche voller Höhen und weniger Tiefen

Es war eine Woche voller Höhen und nur weniger Tiefen, einfach aufregend. Am Ende dieser Woche bleibt ein Gefühl der Erfüllung und Stärke zurück. Die Vorstellung, zwei Marathons in einer Woche zu laufen, war zunächst beängstigend. Doch jetzt kann ich sagen, dass die Herausforderung mir gezeigt hat, wozu ich wirklich fähig bin.

Beide Marathons haben unterschiedliche Herausforderungen, haben aber auch viel gemeinsam. Die Menschenmassen jubeln bei beiden Laufveranstaltungen begeistert und man hat das Gefühl, dass alles möglich ist. Auf die Frage hin, ob ich empfehlen würde, beide in einer Woche zu laufen? Das liegt an jedem Einzelnen und ja, ich würde es empfehlen. Diese Woche war wild und ich bin eine Reise angetreten, die ich ein Jahr zuvor noch belächelt hätte.

Boston und London: Zwei Marathon Majors innerhalb einer Woche

Der Boston und London Marathon werden für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und ich bin dankbar für die Erinnerungen. A very crazy Trip. Übrigens habe ich mir in Boston den 4. Stern der World Marathon Majors gesichert. Jetzt fehlen nur noch die Marathons in Chicago und Tokio. Drückt mir bitte die Daumen, dass ich Losglück beim Tokio Marathon für 2025 habe.